Unsere ehemalige Landeshauptstadt Stettin hatte zeitweise 21 Standesämter. Wer sich mit den örtlichen Gegebenheiten nicht auskennt, steht als Familienforscher oft vollkommen hilflos vor diesem Labyrinth. Aufgrund der raschen Größenzunahme der Stadt Stettin, die auch durch Eingemeindungen bedingt war, gab es mehrfach Änderungen in den Standesamtsbezirken. Hier soll die historische Entwicklung dieser Änderungen dargestellt werden.

Luftbild Stettin ca 1930
Luftbild Stettin ca 1930

Standesämter wurden in Pommern ab dem 1. Oktober 1874 eingeführt. So gibt es auch aus dieser Zeit nur ein Standesamt Stettin (die Unterlagen aus dem Staatsarchiv Stettin werden derzeit laufend veröffentlicht).

Zum 1. April 1900 wurde die Stadt Grabow nach Stettin eingemeindet, ebenso wie gleichzeitig die Landgemeinden Bredow ,  Nemitz und Torney. Also musste ab dem 1. Januar 1902 die Zahl der Standesämter erweitert werden:

„Vom 1. Januar 1902 ab ist die Stadt in drei Standesamtbezirke eingetheilt, welche die Bezeichnung Standesamt Stettin I, Standesamt Stettin II, Standesamt Stettin III führen und wie folgt begrenzt werden:

Standesamt I: Von der Pasewalker Chaussee (ausschließlich), dem Platz an der westlichen Seite der Barnimstraße (ausschließlich), der Barnimstraße bis zur Beringerstraße (ausschließlich), Beringerstraße (ausschließlich), Bismarckstrasse (ausschließlich), dem Königgsplatz (einschließlich), Straße am Königsthor (einschließlich), der Grabower Straße bis zur Kreuzung der Giesebrechtstraße (ausschließlich), und den projektierten Straßen 80 und 82 (einschließlich), dem Dampfschiffbollwerk bis zur Ecke der Frauenstraße (ausschließlich), und einer gedachten Linie von dieser Ecke längs des Dunzigs, aber einschließlich des Dunzigs.

Standesamt II : Von der Warsowerstraße (ausschließlich), Pölitzerstraße (ausschließlich), Heinrichstraße bis zur Derfflingerstraße (einschließlich), Derfflingersttraße (ausschließlich),  Gartenstraße (ausschließlich), Neuestraße von der Garten- bis  zru Grabowerstraße (ausschließlich), Straße 19 (ausschließlich), Birkenallee von der Straße 19 bis zur Grabowerstraße (ausschließlich), Grabowerstraße bis zur Giesebrechtstraße (ausschließlich), projektierte Straßen 80 und 82 (ausschließlich), Dampfschiffsbollwerk bis zur Ecke der Frauenstraße (einschließlich) und eine gedachte Linie von dort längs des Dunzigs, aber ausschließlich des Dunzigs.

Standesamt III: Von der Warsowertraße (einschließlich), Pölitzerstraße bis zur Heinrichstraße (einschließlich), Derfflingerstraße (einschließlich), Neuestraße von der Garten- bis zur Grabowerstraße (einschließlich), Straße 19 (einschließlich), Birkenallee von der Straße 19 bis zur Grabower Straße (einschließlich), Grabower Straße (einschließlich), Straße am Königsthor (ausschl.)Königsplatz (ausschl.) Bismarckstraße (einschließlich), Beringerstraße (einschließlich),  Barnimstraße bis zur Friedrichstraße (einschließlich), sowie von dem Platz an der westlichen Seite der Barnimstraße und von der Pasewalker Chaussee (einschließlich).“
Quelle: Adressbuch Stettin 1902

Aus diesen Standesämtern liegen nur lückenhaft Unterlagen im Staatsarchiv Stettin vor, auch diese werden jetzt online gestellt.

Einwohnerentwicklung der polnischen Stadt Szczecin von 1700 bis heute.
Einwohnerentwicklung Stettin/ Szczecin von 1700 bis heute, von Boonekamp (Own work) [CC0], via Wikimedia Commons
Da die Stadt laufend weiter wuchs, änderten sich auch die Zuordnungen der Straßen zu den Standesamtsbezirken. Diese Zuordnung kann man am besten in den alten Adressbüchern nachverfolgen. Wir haben hier  die Listen der Strassen mit ihrer Zuordnung zum jeweiligen Standesamt aus den Adressbüchern verlinkt:

Zum 1.4.1911 wurden die Orte Braunsfelde, Neuwestend, Eckerberg, Schwarzow und, Zabelsdorf eingemeindet. Verwaltungsmäßig kehrte jetzt für lange Zeit Ruhe ein.

Am 15. Oktober 1939 wurde die Vergrößerung des Stadtkreises Stettin durchgeführt.  Der Landkreis Randow wurde aufgelöst und aus seinem Gebiete kamen zu Stettin:

die Städte Altdamm und Pölitz, die Gemeinden Alt Leese, Brunn, Buchholz, Finkenwalde, Frauendorf, Gotzlow, Güstow, Hohenzahden, Karow, Klein Reinkendorf, Kreckow, Kurow, Mandelkow, Messenthin, Möhringen, Neuendorf, Niederzahden, Odermünde, Podejuch, Polchow, Pommerensdorf, Pritzlow, Scheune, Stöven, Stolzenhagen, Völschendorf, Warsow, Wussow, Zedlitzfelde und Züllchow und die Gutsbezirke Buchheide, Anteil Kr. Randow, Forst und Dammscher See.

Aus dem Kreis Greifenhagen wurden Stettin zugeschlagen: die Gemeinden Buchholz, Hökendorf, Mühlenbeck und Sydowsaue, sowie aus dem Kreis Naugard die Gemeinden Augustwalde und Franzhausen.

Die bereits vorbestehenden Standesämter aus diesen Orten bekamen jetzt einfach eine Nummer als Stettiner Standesamt. Die Standesämter Stettin VI – XX existierten also erst ab Oktober 1939.

Hilfreich bei der Suche sind die Adressbücher, die auch die umgebenden Gemeinden mit enthalten, eine Übersicht der Stettiner Adressbücher finden Sie im Genealogie-WIKI.

Eine Auswahl von Stadtplänen aus Stettin:
Stadtplan von Stettin von 1898 aus: Meyers Konversations-Lexikon, 6. Auflage
mit dem dazugehörigen Straßenregister A-K und Register K-Z

Stadtplan von 1905 mit Straßenregister aus Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909

Stadtplan mit Einzeichnung der Standesamtgrenzen im Bereich der Stettiner Innenstadt 1939

Stadtplansammlung Stettin 1893-1952

Ein große Anzahl weiterer Stadtpläne findet man auf der auch sonst sehr informativen polnischen Seite Sedina.pl

Somit ergibt sich folgender Überblick

Stettin – ein Standesamt für die gesamte Stadt 1874 – 1901

ab 1902:

Stettin I Stadt Stettin Innenstadt 1902 – 1945

Stettin II Stadt Stettin Bredow, Grabow1902 – 1945

Stettin III Stadt Stettin Nemitz 1902 – 1945

Ab 1939:

Stettin IV  Standesamt Züllchow, Frauendorf (Ehemals Kreis Randow)

Stettin V  Standesamt Altdamm, (ehemals Kreis Randow)

Stettin VI Standesamt Pommerensdorf

Stettin VII  Stöven

Stettin VIII Standesamt Podejuch, (ehemals Kreis Randow)

Standesamt IX Standesamt Scheune (ehemals Kreis Randow)

Standesamt X Standesamt Stolzenhagen Kreis Randow

Standesamt XI Standesamt Finkenwalde Kreis Randow

Standesamt XII Standesamt Sydowsaue (ehemals Kreis Greifenhagen)

Standesamt XIII Standesamt Hökendorf

Standesamt XIV Standesamt Buchholz

Standesamt XV =Standesamt Augustwalde (ehemals Kreis Naugard)

Standesamt XVI Warsow

Standesamt XVII 1937 Standesamt Odermünde

Standesamt XVIII Standesamt Völschendorf

Standesamt XIX Standesamt Kreckow

Standesamt XX Standesamt Zahden

Standesamt XXI – Kriegsmütterheim in Johannisthal

Man wird, und das erscheint als das Bemerkenswerte, also auch Unterlagen aus den Kreisen Randow, Naugard und Greifenhagen unter dem Namen von Stettiner Standesämtern finden. Eine genaue Übersicht, welche Quellen wo zu finden sind, gibt unser neues Quellenverzeichnis Standesamt Stettin, das Karen Feldbusch, unsere Ansprechpartnerin für den Kreis Randow, sorgfältig und übersichtlich zusammengestellt hat.