Silvester – die Zwölfnächte

Fortsetzung von “Die Zwölfnächte”
aus: Karl Rosenow  in der Ostpommerschen Heimat 1934, Heft 51 und 52

Am schlimmsten ist es aber in der Silvesternacht. Beim Übergang ins neue Jahr, da ist es den Menschen bald mehr bald weniger gestattet den Schleier von der Zukunft zu lüften. Manche Leute sollen die Gabe des zweiten Gesichts haben. Wenn ein mit dieser unheilvollen Gabe behaftete am Silvesterabend nach 11 Uhr rückwärts aus der Haustür tritt, so kann er am Schornstein allerlei sehen, was im kommenden Jahre geschehen wird. Eine Wiege bedeutet die Geburt eines Kindes im Hause, ein Kranz eine Hochzeit, ein Sarg einen Todesfall. Auch beim Umgang ums Haus sieht er mancherlei Zukünftiges. Wenn er seiner eigenen Gestalt begegnet, muss er im neuen Jahre sterben.

Sylvesterbräuche in Pommern: Das Tellerschieben. Pomorze, Pomerania 1890
Orig. Holzstich: Sylvesterbräuche in Pommern: Das Tellerschieben. Pomorze, Pomerania 1890 Quelle: Ireck Andreas Litzbarski auf flickr https://flic.kr/p/isXYiU

Besonders das junge Volk möchte natürlich erfahren, was ihm im neuen Jahre bevorsteht. Der junge Mann oder das junge Mädchen hüllt sich in ein weißes Laken, nimmt in jede Hand ein brennendes Licht und tritt rücklings in ein leeres Zimmer vor einen Spiegel und ruft “Schicksal, ich rufe Dich!” Nach einer Kehrtwendung sieht man dann den Ehepart. Sieht man sich allein, bleibt man wieder unverlobt. Sieht man eine zweite weiße Gestalt, bedeutet es den Tod. (mehr …)

Die Zwölfnächte

“In den Zwölfnächten 25.12. bis 6.1.  umgab unsere Ahnen der Zauber der Weissagung der sich im Volksglauben noch bis heute für diese Zeit erhalten hat.” Schlender

Die Rauhnächte (auch Raunächte oder Rauchnächte), zwölf Nächte (auch Zwölfte), Glöckelnächte, Innernächte oder Unternächte sind einige Nächte um den Jahreswechsel, denen im europäischen Brauchtum oft besondere Bedeutung zugemessen wird. Meist handelt es sich um die Zwölf Weihnachtstage vom Weihnachtstag (25. Dezember) bis zum Fest der Erscheinung des Herrn (6. Januar), aber auch andere Zeiträume, beispielsweise zwischen dem Thomastag und Neujahr, kommen in Frage.
Den zwölf Tagen oder Nächten wird im europäischen Brauchtum oft besondere Bedeutung zugemessen. Nach dem Volksglauben zogen sich die stürmischen Mächte der Mittwinterzeit in der Nacht auf den 6. Januar wieder zurück, „die Wilde Jagd“ begab sich am Ende der Rauhnächte zur Ruhe.(Text von https://de.wikipedia.org/wiki/Rauhnacht)

Karl Rosenow beschreibt in der Ostpommerschen Heimat 1934, Heft 51 und 52 die pommerschen Gebräuche während dieser Zwölfnacht.

Winterliches Brauchtum
Winterliches Brauchtum der Kinder: Verkleidet gingen sie in manchen Gegenden Pommerns von Haus zu Haus und sagten ihr Sprüchlein auf (aus Pommersches Heimatbuch 1954)

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Adventskalender 2015- pommersche Türen

Auf unserer Facebookseite zeigten wir im Dezember jeden Tag eine pommersche Tür. Für alle, die diese Seite nicht besuchen mögen, hier eine Zusammenstellung der 24 Türen.
Diese und weitere Türen finden Sie auch auf Pinterest (nur nach Registrierung zugänglich).

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Weihnachtszeit – Familienzeit

Weihnachtsfeiertage – Zeit für die Familie.

Computer aus, Smartphone weglegen und sich begegnen und unterhalten.

Oft trifft man an diesen Tagen Verwandte, die man sonst nicht so oft sieht und hat Gelegenheit und Zeit für Gespräche.  Vielleicht eine Möglichkeit, sich auch über die Vergangenheit zu unterhalten und wieder Mosaiksteinchen für die Familiengeschichte zu sammeln?

Kirche in Rummelsburg - Miastko Foto K.F. Schwirz
Kirche in Rummelsburg – Miastko Dez. 2015 Foto K.F. Schwirz

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Vater Domröses Advent

Scherenschnitt von Fritz Sonntag,
Scherenschnitt von Fritz Sonntag, Travemünde aus Pommersches Heimatbuch 1954

Ein Stern erhellt die Nacht
ist auch die Heimat weit
der Stern kennt alles Leid
und hat es klein gemacht

Vater Domröses Advent

Der Sturm riß ihm die Außentür der Baracke aus der Hand und schlug sie kurv, hinter ihm krachend ins Schloß. Auf die Pappe des niedrigen Daches prasselte der Regen. Der alte Domröse kroch umständlich aus dem schweren Mantel, faßte ins Leinenband oben am Kragen, schlackerte kräftig und hing ihn dann an den Haken gleich neben der ersten Tür. Domröse ließ seine Augen noch einmal über das betagte Kleidungsstück gehen. Ein Staatsstück war es nicht mehr, dieser Mantel, aber Domröse hing an ihm. Er hatte ihn angehabt, als er fortmusste, vor sieben Jahren, gerade zu Weihnachten. (mehr …)

Dreissig Engel – Zum dritten Advent

Rita von Gaudecker wurde als Freiin von Blittersdorf am 14.04. 1879 in Molstow, Kreis Greifenberg geboren. Sie war das achte von neun Kindern des Carl Freiherr von Blittersdorf und dessen Ehefrau Ada Freiin von Behr. Am 13. April 1914 heiratete sie den Marineoffizier Gerhard von Gaudecker. Die Ehe blieb kinderlos. Nach Aufenthalten u.a. in Kiel, Triest, Konstantinopel und Wilhelmshaven übersiedelte das Ehepaar nach Pommern. Dort kümmerte sich Rita von Gaudecker um die Kinderheime, die unter der Trägerschaft des  Kapellenvereins standen. Im März 45 flüchtete das Ehepaar und landete nach Stationen in Berlin, Schleswig Holstein und Braunschweig schlussendlich im Alb-Donau-Kreis. Sie verstarb dort am 18. 3.1968.

Ihre Lebensarbeit galt der Betreuung und Erziehung bedürftiger und elternloser Kinder, sie schrieb etliche Kinder-und Jugendbücher und leitete von 1914 bis 1965  die Jugendhilfe des Kapellenvereins,  heute „Helferbund Rita von Gaudecker“. Auch die Schriftleitung des Vereinsblattes “Wir wollen helfen” lag in ihren Händen.

Vom Leben als Flüchtling in einem holsteinischen Gutshaus 1947 erzählt auch die folgende Geschichte, zu der uns  Dr. Rita Scheller freundlicherweise die Veröffentlichungsgenehmigung erteilt hat.

Aus Meine Kleine Laterne, Bechaufs Gelbe Reihe Nr. 29

Dreissig Engel

Wir haben Dezember 1947, – und wir, mein Mann und ich, – leben in einem großen holsteinischen Gutshaus zusammen mit 165 Vertriebenen, überwiegend Pommern, einigen Memelländern, einigen Schlesiern.

Putzar, Kirche, schwebender Posaunenengel unter der Decke
Putzar, Kirche, schwebender Posaunenengel unter der Decke Foto: Erell (Own work) CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

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Fischersiedlungen in Schleswig-Holstein

Viele der jüngeren Familienforscher haben leider kein Wissen mehr über die Anfangsjahre ihrer Familien nach Flucht und Vertreibung. Gemessen an der Bevölkerungszahl nahm Schleswig-Holstein zwischen 1944 und 1947 die meisten Flüchtlinge und Heimatvertriebenen aus den Ostgebieten des Deutschen Reiches auf. Die Einwohnerzahl, die 1939 noch 1,6 Millionen betragen hatte, stieg bis 1949 auf 2,7 Millionen. Trotz aller Widerstände gelang ihre Unterbringung, Versorgung und Integration. Zum zweiten Advent dieser Artikel über das Schicksal pommerscher Fischerfamilien, die auf ihren Kuttern geflüchtet sind und dann von Travemünde aus wieder ihre alten Reviere befischten.

Der folgende Text stammt aus dem “Pommersches Heimatbuch 1957”

Bild aus "Pommersches Heimatbuch 1957" Bildautor Th.M.Scheerer
Bild aus “Pommersches Heimatbuch 1957” Bildautor Th.M.Scheerer

PAUL THEODOR HOFFMANN

Von Travemünde in die heimatlichen Fanggründe

Pommern hatte in den dreißiger Jahren und früher mit mehr als der Hälfte Anteil an den jährlichen Erträgen der gesamten deutschen Ost­seefischerei. Der Verlust der Fischereihäfen an der Ostsee jenseits der Odermündung bedeutet eine herbe Einbuße. Und die Fischer von einst? Sie haben, soweit sie sich retten konnten, Unterschlupf gesucht am vor-pommerschen, mecklenburgischen oder schleswig-holsteinischen Strand. Viele blieben hängen im Bereich der Sowjetzone; sie glaubten bis fast in das Jahr 1946 hinein, sie brauchten die Lebaer, Stolpmünder, Rügen-walder oder Kolberger Erkennungszeichen an den Bordwänden ihrer Kutter nicht zu überpinseln, könnten jeden Tag die Anker lichten und Kurs in den Heimathafen nehmen. Schwer nur wollte die bittere Wahr­heit in die trotzigen Fischerschädel hinein. (mehr …)