In den aktuellen Mitteilungen aus dem Bundesarchiv stolperte ich über eine Artikelüberschrift: “Die Rückführung deutscher Akten aus den USA und der Sowjetunion, West- und Osteuropa” 

Da ja viele pommersche Akten vielleicht noch unentdeckt in russischen Archiven schlummern, erhoffte ich mir natürlich positive Neuigkeiten. Doch der ernüchternde Abschnitt in dem Artikel von Stefanie Wolter lautet:

“Sowjetunion und Osteuropa
Die Frage nach der Aktenrückführung in die Bundesrepublik stellte sich für die Sowjetunion und den osteuropäischen Raum erst nach dem Ende des Kalten Krieges ab 1990. Zunächst schien es, als wäre die Rückgabe der umfangreichen deutschen Bestände, die in dem sogenannten Sonderarchiv in Moskau lagerten, lediglich eine Frage der Zeit.

Diese Hoffnungen sollten sich jedoch nicht erfüllen, die Bemühungen hatten 1997 mit der Verabschiedung des Beutekunstgesetzes durch die Duma einen herben Rückschlag zu verzeichnen. Auch auf der Ebene der deutsch-russischen Rückführungskommission konnten kaum nennenswerte Fortschritte erreicht werden. Neben dem Sonderarchiv,
das mittlerweile organisatorisch dem Russischen Staatlichen Militärarchiv (RGWA) angegliedert wurde, gibt es mit dem Archiv des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation in Podolsk einen weiteren wichtigen Verwahrort deutscher Akten. Hier liegen Unterlagen der Wehrmacht, die von der Roten Armee nach dem Scheitern der deutschen Offensive vor Moskau im November/Dezember 1941, in Stalingrad, beim Zusammenbruch
der Heeresgruppe Mitte und bei Kriegsende März/Mai 1945 erbeutet wurden.
Nicht nur in Russland befinden sich noch Dokumente deutscher Provenienz in größerem Umfang. Akten der obersten Reichsverwaltung liegen auch im Zentralen Staatsarchiv der Ukraine in Kiew.
Das Militärarchiv in Prag verwahrt unter anderem Unterlagen des Reichskriegsgerichts und das sogenannte „Kriegs-Archiv der Waffen-SS“, das 1944 auf Schloss Zásmuky im Kreis Kolin ausgelagert und dort von tschechischen Truppen beschlagnahmt wurde. Im Institut für Nationales Gedenken (IPN) in Warschau befinden sich ebenfalls deutsche Unterlagen. An die ersten vielversprechenden Erfolge in Form von Archivalientauschen in den Jahren 1995 und 1997, bei denen das Bundesarchiv als Gegenleistung für die Abgabe von Unterlagen der Regierung des Generalgouvernements und deutscher Polizeidienststellen im Generalgouvernement Akten aus den Bereichen Reichsministerium
des Innern und Reichssicherheitshauptamt erhielt, konnte seitdem noch nicht wieder angeknüpft werden.”

Entmutigend.

Wie schön, das in einem anderen Artikel in dieser Veröffentlichung “Klärung des Schicksals der vom Nationalsozialismus verfolgten Juden aus Breslau und anderen 56 ehemals deutschen Reichsgebieten” von Simone Walther und Nicolai M. Zimmermann über eine sehr positive und fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Staatsarchiv Breslau berichtet wurde.

Weitere Informationen zum Sonderarchiv Moskau bei wikipedia
und zum Archiv des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation in Podolsk (auf russisch)