In vielen deutschen Städten finden wir Friesenstraße, Friesen-Schule, Sportvereine tragen den Namen Friesen oder Friesen-Denkmäler. In Stettin gab es den Turnverein Friesen e. V. und auch ein Friesen-Denkmal. Aber kaum jemand weiß, wer oder was „Friesen“ in diesem Zusammenhang bedeutet.

Karl Friedrich Friesen wurde am 25. September 1784 in Magdeburg geboren. Er studierte Vermessungswesen an der Bauakademie in Berlin, interessierte sich dann für Pädagogik und Philosophie, zwischen 1806 und 1811 arbeitete er zusammen mit Alexander von Humboldt am großen Atlas von Mexiko, ab 1810 war er Lehrer in der Plamann-Erziehungsanstalt in Berlin, die nach Pestalozzi-Prinzipien ausbildete. Zwischen 1810 und 1812 legte er zusammen mit Friedrich Ludwig Jahn die Grundlagen der deutschen Gymnastik. Friesen leitete zeitweise einen Turnverein in Berlin, entwickelte viele neue Turnübungen und errichtete eines der ersten deutschen Schwimmbäder an der Berliner Unterbaumbrücke. 1810 gründeten er und Jahn die Geheimorganisation Deutscher Bund, deren Ziel die Befreiung der deutschen Staaten von der französischen Besatzung und die Einigung Deutschlands war. Die Organisation war der Vorläufer der studentischen Vereinigungen mit autodidaktischem und politischem Charakter. Im Jahr 1812 bereitete er aktiv einen Aufstand gegen Napoleon vor. Im Jahr 1813 half er als Adjutant von Major Adolf Wilhelm von Lützow bei der Organisation von Freiwilligenkorps. Nach der Schlacht bei Kitzen floh er mit dem Dichter Theodor Körner, der in seinen Armen bei Rosenow starb. Nach der Niederlage in einem Gefecht mit Napoleons Truppen wurde er von den Franzosen gefangen genommen. Die Franzosen richteten ihn am 16. März 1814 in Lalobbe in den Ardennen hin. 1843 wurde er auf dem Invalidenfriedhof in Berlin feierlich beigesetzt.

Friedrich Friesen, Foto: Autor unbekannt – Scan aus „Die großen Deutschen im Bild“ (1936) von Michael Schönitzer, Wikipedia, gemeinfrei

Der Turnverein Friesen e.V., wurde 1902 gegründet, hatte sein Vereinslokal war in der Wolffstraße 1 in Bredow bei J. Ziegenhagen, Übungsstätten waren die Turnhalle der 33./34. Gemeindeschule und der Friesenplatz in Bredow. Es wurde Turnen, Spiele und Wandern angeboten. Der Verein hatte 314 Mitglieder.

Der Deutsche Turnverband beteiligte sich nach einer Vereinbarung mit dem DFB ab 1930 an den Pflicht-(Punkt)Spielen des Deutschen Fußball-Bundes. 1925 hatten die Turnvereine beschlossen, eigene Pflicht- und Punktspiele um die Deutsche Meisterschaft auszutragen. Den letzten Meister von Pommern ermittelten sie 1930 mit Friesen Stettin, der im Endspiel Polizei Köslin mit 2 : 1 (2 : 0) besiegte.

Am 27. September 1897 errichtete der Turnverein Friesen zu seinem Gedenken im Stettiner Stadtwald nördlich der Klappmühle bei Wussow ein Denkmal in Form eines Feldsteinhügels und einer Aussichtsplattform auf dem Gipfel.

Foto: sedina.pl

An dem Denkmal wurde eine Gedenktafel mit der Inschrift angebracht:

Zum Andenken an
Friedrich Friesen
gewidmet vom
Turnverein Friesen
Stettin
27.9.97

Nach 1945 wurde das Denkmal zerstört, indem die Steine, die das Denkmal bilden, den Hang hinuntergerollt wurden. Die Gedenktafel mit der Inschrift war für Jahrzehnte verschwunden.

Im Jahr 2011 fand Dr. Marek Łuczak von der Pomorskie Towarzystwo Historyczne bei der Arbeit an seinem Buch Warszewo, Osów, Głębokie die Überreste des Sockels und vereinzelt herumliegende Steine des Denkmals.

Jetzt – genau 124 Jahre nachdem der Gedenkstein errichtet wurde –  strahlt der Gedenkstein wieder neuen altem Glanz.

Auf den Facebook-Seite der Gesellschaft und seinem eigenen Facebook-Account schrieb er über den Verlauf der Restaurierungsarbeiten mehrere Beiträge (Übersetzung mit DeepL):

„Vor zwei Monaten haben wir den Hügel abgesucht, haben aber die Gedenktafel nicht gefunden. Wir haben jedoch entdeckt, dass die Steine des Denkmals und die Reste des Kalkmörtels noch auf dem Hügel liegen. Die Gedenktafel wurde leider nicht gefunden.

Warum nicht einen weiteren Punkt auf der touristischen Landkarte von Stettin wiederherstellen und das Denkmal für den Sportförderer wieder aufbauen? Nach Konsultation wurde der Sanierungsplan vom Stettiner Forstamt akzeptiert und genehmigt.

Mit Unterstützung von Freiwilligen und Schülern des Jugend-Sozialtherapiezentrums St. Bruder Albert in Stettin Stettin (Młodzieżowego Ośrodka Socjoterapii im. św. Brata Alberta w Szczecinie) haben wir den Sockel wieder aufgebaut, die meisten Felsbrocken des Denkmals und der das Denkmal umgebenden Stützmauer gefunden. Zum Wiederaufbau des etwa 2,30 Meter hohen Denkmals haben wir nur die Originalsteine verwendet und konnten auch seine ursprüngliche Spitze finden

Wir haben auch die ursprüngliche Treppe freigelegt, die zum Denkmal und seiner Aussichtsplattform hinaufführt. Dank der unschätzbaren Hilfe von Herrn Wojciech Hera und seiner Steinmetzwerkstatt wurde die beschädigte Tafel des Denkmals rekonstruiert und am 25. September auf einem 2,50 Meter hohen Sockel aus Granitblöcken angebracht.

Rekonstruierung des Friesen-Denkmals (Link zum Video bei Facebook)

Wir haben mehrere Tage und Abende damit verbracht, zusammen mit einer Tonne Beton und viel eigener Energie. Damit haben wir nun einen neuen Orientierungspunkt auf der historischen Landkarte von Stettin (Szczecin).

Ich danke Ihnen allen für Ihre Arbeit an der Restaurierung des Denkmals für Friedrich Friesen (1784-1814) aus dem Jahr 1897.“

Foto: Pomorskie Towarzystwo Historyczne

Dem Dank schließe ich mich gerne an. Dziękujemy!

Das Denkmal befindet sich 300 Meter nordöstlich der Pfadfinderwiese (Droga Siedmiu Młynów) auf Höhe der ehemaligen Klappmühle mitten im Wald.

QuelleN:
Dr. Marek Łuczak und Pomorskie Towarzystwo Historyczne, beide via Facebook
Stettiner Bürgerbriefe 1990 (S. 46) und 1991 (S. 46), Hrsg. Heimatkreis Stettin, Lübeck
Wikipedia