Auswanderung nach Amerika

Die Vereinigten Staaten von Amerika waren im 19. Jahrhundert Ziel vieler deutscher Auswanderer, die aus verschiedenen Regionen Deutschlands, u.a. aus Pommern und anderen östlichen Provinzen stammten. Sie siedelten sich vorwiegend im Mittleren Westen an, also im Gebiet westlich und südlich der Großen Seen besonders in den Bundesstaaten Wisconsin, Minnesota, Nord- und Süd-Dakota, Illinois, Indiana und Ohio. Diese ähnelten klimatisch und naturräumlich ihrer alten Heimat.

Während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wanderten rund 500 000 Deutsche u.a. auch als Folge der gescheiterten Revolution von 1848 nach Amerika aus. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts bis etwa 1930 immigrierten dann weitere fünf Millionen Deutsche in die USA.

Im Nordosten des damaligen Deutschlands war die Bauernbefreiung eine wichtige Ursache der Emigration. Mit ihr wurden die persönlichen Verpflichtungen der Bauern gegenüber ihren Grundherren aufgelöst. Mit der zusätzlich stattfindenden Flurbereinigung (Separation) kam es anfangs zu einem Entwicklungsschub und zu einer landwirtschaftlichen Intensivierung. Die Anzahl von der Landwirtschaft lebenden Familien erhöhte sich und es trat mit einer Verzögerung von rund 20 Jahren in den 1860er und 1870er Jahren eine Überbevölkerung auf. Diese zeigte sich besonders in Westpreußen, Pommern und Posen, womit diese Gebiete zu Auswanderungszentren wurden.

Ihren Höhepunkt erreichte die Ausreisewelle in die USA im Jahr 1882 mit einer Viertelmillion Emigranten; in der Periode von 1850 bis 1890 stellten Deutsche die grösste Einwanderungsgruppe in die USA dar. Bei der amerikanischen Volkszählung im Jahr 2010 gaben rund 15 Prozent (rd. 47 Mio.) der US-Einwohner an, deutschstämmig zu sein. Ihre geographische Verteilung kann hier betrachtet werden.

Nachdem 1862 der Homestead Act (Landerwerbsgesetz, freie Niederlassung auf unbesiedeltem Gebiet) einen Anreiz zur Besiedelung der landwirtschaftlich bis dahin noch unerschlossenen Großen Ebenen (Great Plains) schuf, gingen viele Einwanderer in den Mittleren Westen, wo sie Mais anbauten, der in Deutschland in dieser Zeit noch wenig üblich war. Die meisten aus Deutschland eingewanderten Landwirte betrieben jedoch Milchwirtschaft und ließen sich bevorzugt in der Nähe größerer Städte nieder, in denen sie ihre Produkte absetzen konnten.

Die Region zwischen Cincinnati, Milwaukee und St. Louis wurde als German Triangle („Deutsches Dreieck“) oder German Belt („Deutscher Gürtel“) bezeichnet. In der Stadt Milwaukee am Michigansee betrug der deutschstämmige Bevölkerungsanteil im Jahr 1890 über zwei Drittel der Einwohner; die Stadt Cincinnati in Ohio hatte im frühen 20. Jahrhundert einen deutschen Einwohneranteil von 60%.

Pommernvereinigungen

In den USA gibt es daher heute vier größere Pommernvereinigungen: die Interessengruppe Pommern (Pomeranian Special Interest Group, PSIG) in Kalifornien, die Regionalgruppe Pommern in Minnesota (The Pommern Regional Group of Minnesota, der Pommersche Verein Freistadt in Wisconsin und der Pommersche Verein, Central Wisconsin.

Die Interessengruppe Pommern gehört zur amerikanischen Genealogischen Gesellschaft der Immigranten (Immigrant Genealogical Society, IGS). Diese wurde 1982 in Kalifornien mit der Absicht gegründet, Amerikanern zu helfen, ihre Herkunft, insbesondere in deutschsprachigen Teilen Europas und in jenen Orten der Welt, in die die Vorfahren zogen, aufzuspüren. Die Immigrantenbücherei in Burbank bei Los Angeles dient als Zentrum der IGS und enthält Materialsammlungen mit Bezug zu Deutscher und Amerikanischer Genealogie.

Die Interessengruppe Pommern gibt die englischsprachige Vierteljahreszeitschrift mit dem deutschen Titel ” Die Pommerschen Leute” (DPL) heraus. Sie bietet Nachfahren von Pommern unterhaltsame genealogische und kulturhistorische Information. Gegründet wurde die Zeitschrift von Myron Gruenwald, deren erster Herausgeber er auch war. Besonderes Interesse der Leser wecken die Fragen, wer waren die pommerschen Einwanderer, warum kamen sie und wo liessen sie sich nieder. In der Zeitschrift publizieren gelegentlich auch Mitglieder des Pommerschen Greif aus Deutschland ihre Artikel. Eine Gesamtliste der englischsprachigen Artikel befindet sich hier.

Die Pommerschen Leute
Die Pommerschen Leute

Die Zeitschrift “Die Pommerschen Leute” enthält im Kapitel „Die Vorfahren“ seit 1982 in jeder Ausgabe Angaben zu Stammbäumen (sog. Familiengruppenblätter, family group sheets), die von den Abonnenten eingereicht werden. Die Angaben sollten enthalten: den vollständigen Namen des Vorfahren, Geburts- und Sterbedaten und –orte, Name des Ehepartners und dessen Daten mit Vorfahren, Hochzeitsdatum und Angaben zu Kindern. Im Internet ist in der Datenbank die Suche nach Familienname möglich. Wenn der gesuchte Name vorhanden ist, kann der jeweilige Datensatz bestellt werden. Die Namen und die dabei angegebenen Eintragsnummern (item number) sind dann mit einer Bestellung und einem Cheque über $5 für jede Anfrage an die Gesellschaft zu senden.

Die Regionalgruppe Pommern in Minnesota , die Mitglied der Germanischen Genealogischen Gesellschaft von Minnesota ist (Germanic Genealogy society of Minnesota), hat es sich zum Ziel gesetzt, das Interesse für die Genealogie und die Geschichte Pommerns zu fördern, genealogische und geschichtliche Information zu sammeln, zu erhalten und zu veröffentlichen, ein Forum zur Verfügung zu stellen, in welchem Forschungsmethoden und Informationen untereinander ausgetauscht werden können um die Forschung der Pommerschen Vorfahren zu befördern.

Die Regionalgruppe hat ihre Bücherei in der Concordia-Universität, St. Paul. Sie hat drei englischsprachige Bücher veröffentlicht, die auf ihrer Webseite bestellt werden können:

  • Der »Kreis Regenwalde« (County Regenwalde), mit Hunderten von Vor- und Nachkriegsphotographien sowie Postkarten, die von der Regionalgruppe Minnesota über sieben Jahre gesammelt wurden. Das Buch ist alphabethisch nach Ortschaftsnamen organisiert; es enthält 97 Städte und Dörfer;
  • Das Buch »Pommern nacherlebt« (Pommern Revisited) ist mit über Tausend farbigen und schwarz-weissen Vor- und Nachkriegsphotographien illustriert und gibt in 43 Kapiteln Auskunft von Amber (Bernstein) bis Writing your story (Wie man seine Geschichte niederschreibt).
  • Das Buch »Kreis Naugard« wurde mit der Hilfe von polnischen Helfern und Postkarten aus dem Archiv der Nachkommen der Adelsfamilien von Wedel und von Drewitz zusammengestellt. Für Photographien vor Ort wurden verschiedene Reisen unternommen. Das Buch ist alphabethisch aufgebaut und umfasst Angaben zu 96 Städten und Dörfern.

Der Pommersche Verein Freistadt wurde 1978 mit der Absicht gegründet, das Pommersche Erbe durch das Studium der Geschichte, der Kultur und der Sprache Pommerns zu erhalten. Deutschunterricht, die Organisation von Treffen und Kulturveranstaltungen sowie andere Zusammenkünfte werden im historischen Schulgebäude in der Nähe der alten Lutherischen Siedlungsdorfes Freistadt durchgeführt.

Im Juni jeden Jahres wird als Höhepunkt der Pommerntag begangen, an dem das Pommersche Deutsche Fest stattfindet. Mit der Festmusik der „Alten Pomeranian Band“ und der Tanzgruppe der Vereinigung, der Pommerschen Tanzdeel Freistadt.

Neben einer Bibliothek bietet der Verein Hilfestellung bei der genealogischen Forschung oder für Übersetzungen aus dem Deutschen.

Der Pommersche Verein CentrDeutsche Bevölkerung in USA 1872al Wisconsin will die Sprache und das Erbe der Vorfahren seiner Mitglieder, die vorwiegend aus den Preussischen Provinzen Pommern, West- und Ostpreussen und Posen stammten, bewahren. Zudem ist es Ziel, die reiche Siedlergeschichte aufzuzeichnen und Hilfsmittel für die genealogische Forschung bereitzustellen. Darüber hinaus möchte der Verein seinen Mitgliedern und anderen Gelegenheiten bieten, Kameradschaft, Freundschaft und „Gemütlichkeit“ zu erfahren. Der Verein beruft vier jährliche Sitzungen ein, jede mit rund Einhundert Teilnehmern; die Sitzungen beinhalten gemeinsames Essen, Gesang, eine Rede oder ein Vortrag sowie eine Arbeitstagung. Das Jahrestreffen findet im Oktober statt, während die anderen Treffen im Februar und Mai liegen. Das Sommertreffen wird als „Picknick im Busch“ organisiert; es wird für gewöhnlich im Berlin-Zentrum in Naugart, Stadteil von Berlin, Marathon County, Wisconsin abgehalten.

2 Gedanken zu “Die Pommernvereinigungen in den USA”

  • > Während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wanderten rund 500 000
    > Deutsche als Folge der gescheiterten Revolution von 1848 nach Amerika aus.

    Das kann ja wohl so nicht ganz gewesen sein, denn die Revolution war erst ganz am Ende der ersten Hälfte des 19. Jhd. … 😉 Ausserdem sind aus politischen (verglichen mit den ökonomischen) Gründen nur verschwindend wenige Deutsche nach Amerika ausgewandert. Das geht ja auch aus dem weiteren Text hervor.
    Mit Gruss
    Heinz

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