Es sind nicht immer große Ereignisse, an die man sich ein Leben lang erinnert. Es sind auch nicht immer großartige Funde, die einen Ahnenforscher weiterbringen. Manchmal sind es kurze Momente oder wenige Informationen, die einen Weg aufzeigen, in uns etwas auslösen. Manchmal kommt die Erinnerung an einen solchen Moment genau passend zu einem Stichtag. Als ich vor ein paar Tagen nach Jahren wieder einmal in eine Mappe schaute, ist genau das ist passiert.

Am 7. Dezember 1992 starb Superintendent i. R. Klaus Ewert in Bergen auf Rügen.

Es in diesem Fall kein “runder” Gedenktag, aber Anlass eine kleine Erinnerung aufzuschreiben und sie hier zu teilen.

In den ersten Jahren meiner Ahnenforschung hatte ich mich zunächst mit meinen väterlichen Vorfahren beschäftigt, die von der Mosel und aus West- und Ostpreußen kamen. Nach der Wende nahm ich erstmals meine mütterlichen Vorfahren aufs Korn, die allesamt aus Pommern stammen.

Die oben erwähnte Mappe enthält auch Schriftverkehr aus den ersten Jahren meiner Forschung, darin drei Briefe aus Vorpommern, die eine Anfrage bezüglich meiner Vorfahren von der Insel Rügen betreffen und persönliche Erinnerungen hervorrufen. Im ersten Brief wurde mir vom Evangelischen Konsistorium in Greifswald lediglich mitgeteilt, dass meine Anfrage an Herrn Superintendent i. R. Ewert, Billrothstr. 20, 2330 Bergen/Rügen weitergeleitet worden sei.

Kirche in Bergen a. Rügen, Quelle: Tilman2007, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons

Nur wenige Tage darauf erhielt ich tatsächlich von Herrn Ewert eine Nachricht, die neben den Angaben zu vorhandenen Kirchenbüchern auch die für mich so wertvolle Bemerkung enthielt:

“Da ich seit 44 Jahren auf Rügen tätig bin als Pfarrer, seit langem auch als kreiskirchl. Archivpfleger, könnte ich Ihnen bei Ihrer Familienforschung helfen; die Pastoren haben meist keine Zeit zur Bearbeitung von Kirchenbuchforschungen.”

Das ist leider sehr wahr. Dankbar und sehr aufgeregt nahm ich sein Hilfsangebot an und schrieb ihm, was mir aus dem vorliegenden Ahnenpass meines Großcousins bekannt war – den Namen meines Urgroßvaters Karl Friedrich Heinrich Giese, geboren 1863 in Dreschvitz a. Rügen.

Schon bald darauf schickte mir Herr Ewert nicht nur die Taufbescheinigung meines Urgroßvaters, er hatte auch für mich nach dessen Eltern und Großeltern gesucht. Sein Brief endete mit den Worten

“Ich bleibe weiter dran, wenn Sie wollen. Sie können aber auch selbst einmal in die Heimat Ihrer Vorfahren kommen; unsere Insel ist schön!” 

Diese Empfehlung von ihm waren der Auftakt zu meiner eigenen sehr erfolgreichen Familienforschung auf der Insel Rügen, für die Herr Ewert dankenswerterweise gute Wege gewiesen hat – fernab der heute üblichen Forschung im Internet.

Diese Schreiben sind ohne jede historische Bedeutung, sie haben für mich aber einen hohen persönlichen Erinnerungswert. Damals hatte ich noch keine Ahnung, wer Ewert überhaupt und wie bedeutend seine Jahrzehnte andauernde Forschung und die daraus resultierende umfangreiche Sammlung ist. Heute weiß ich das, aber vor allen Dingen bin ich ihm für seine selbstlose Hilfsbereitschaft sehr dankbar. Sie hat in mir den Keim gepflanzt, im Rahmen meiner Möglichkeiten anderen Forschern ebenfalls zu helfen.

An anderer Stelle ist bereits umfassend an Superintendent Klaus Ewert erinnert worden.

Norbert Wewezer hat 2014 die Sammlung übernommen. Von ihm stammt folgender Artikel, der im Sedina-Archiv erschien: Die Ewert’sche Sammlung (Sedina-Archiv, Jg. 64 (4/2018), S. 385–386). (Hinweis und Bereitstellung der Datei von Henry Kuritz, Red. Sedina-Archiv)

Online:

https://www.pommerscher-greif.de/klaus-ewert-100ster-geburtstag/

https://kulturportal-west-ost.eu/biographien/ewert-klaus-richard-theodor

https://geschichte.ruegens.de/klaus-ewert-zur-erinnerung-1912-1992/