Nach Angaben der Stadt Stralsund werden neben dem jetzt in New York aufgetauchten Kepler folgende Bücher weiterhin dringend gesucht:

Hevelius, J., Selenographia sive lunae siscriptio, Danzig 1647, G fol. 4;  (Beschreibung bei wikipedia) Das war bei Reiss im November 2012 die Auktionsnummer 4840 . Das Besondere an diesem Band ist das MAM auf dem Einband, es ist ein Exemplar von  Andreas Marquard, von diesem mit Supralibros MAM (Magister Andreas Marquard) gebunden und vermutlich von seiner Witwe dem Gymnasium übereignet . Von diesem Band ist bekannt, dass er in Privatbesitz gelangte und der Besitzer eine Rückgabe ausschließt. (siehe Kommentar auf  http://kulturgut.hypotheses.org/253)

Euler, L., Mechanica, St. Petersburg 1736, G 2 a,b.
Dieses Buch wurde für 7.800 Euro im Internet angeboten. Die alte Angebotsbeschreibung ist noch online.

Graßmann, B., Der danckbare David, Trauerschriften für L. Bünsow, Stralsund 1679;
Lorenz Bünsow, auch Laurentius Bünsow (* 30. Oktober 1630 in Bobbin auf Rügen; † 10. Oktober 1679 in Stralsund) war der älteste Sohn des aus Stralsund stammenden Pastors an der Bobbiner Kirche St. Pauli Christian Bünsow (* 1609; † 1647) und seiner Frau Anna Stappenbeck. Er war Rektor in Wismar und Stralsund. Aus Anlass seines Todes entstanden eine ganze Reihe von Trauer- und Gedenkschriften.

Solche Personalschriften sind eminent wichtig für die lokale Geschichtsschreibung. Die anderen Bücher sind zwar “viel Geld” wert und es ist peinlich wie selten für die Stadt Stralsund,  dass sie die verschleudert hat, aber mir blutet das Herz viel mehr bei den ganzen kleinen, nicht hochpreisigen, Schriften, die vermutlich verloren sind. Die Cosmographia, die jetzt wieder Schlagzeilen macht, obwohl schon lange bekannt war, dass sie in die USA verkauft worden war (Kunkel in der Ostseezeitung August 2013: Nur bei einem Werk macht sich Kunkel keine Hoffnung, dass es jemals wieder nach Stralsund gelangt: Die gedruckte Doktorarbeit von Johannes Kepler „Cosmographia“ ging für 44 000 Euro in die USA und wird wohl unwiederbringlich verloren sein)  macht die Medien mal wieder aufmerksam, aber was ist mit den anderen fehlenden  Büchern? Die Stadt spricht von 585 fehlenden Büchern,  hat aber außer diesen Glanzlichtern nie eine Liste veröffentlicht, was noch fehlt. Ich vermute darunter jede Menge kleine, selten vorhandene Personalschriften und Pomeranica und es wäre ein Zeichen, wie sehr man den Wert der Archivbibliothek für Pommern schätzt, wenn eine solche Liste veröffentlicht würde. Oder man sollte zugeben, dass man eine solche Liste nicht erstellen kann, weil die Übersicht fehlt.

Update 26.02.2014 Die Ostseezeitung berichtet heute in ihre Printausgabe auf dem Titel der Stralsunder Ausgabe  mit der Schlagzeile “Buchhändler machen sich über Stralsunder Archiv-Schätze her” folgendes:

Auf Anfrage der OSTSEE-ZEITUNG räumte die Stralsunder
Stadtverwaltung gestern ein, dass neben dem Grundlagenwerk des
Astronomen Johannes Kepler (1571-1630) auch ein Druck seines
Danziger Fachkollegen Johannes Hevelius (1611-1687) auf dem freien
Markt gefunden worden ist. Das Antiquariat Reiss in Königsstein im
Taunus bietet die Schrift Hevelius’ von 1674 für 20 000 Euro zum Verkauf
an. Auch ein Werk des Schweizer Mathematikers Leonard Euler
sei von den Mitarbeitern des Stadtarchivs bei dem Internet-Anbieter
Abe-Books zum Preis von 7800 Euro als Stralsunder Exemplar identifiziert
worden.

Hier ist das Tempus falsch gewählt: Der Hevelius ist (s.o.) seit Ende 2012 versteigert und der Euler (s.o.) ebenfalls schon 2012 verkauft. Was noch alles an Werten erzielt wurde, kann man bei Archivalia nachlesen oder in meinem Artikel hier vom 22. November 2012.