Das Jahr 2020 voller Ängste, Sorgen und (un)nötigen Diskussionen liegt fast hinter uns. Ein Jahr, das Vieles verändert hat. Covid19, der Coronavirus SARS-CoV-2, hat unser Berufsleben, unseren Alltag und unser Freizeitverhalten erheblich verändert.

Auch unser Hobby Ahnenforschung war/ist betroffen.

Unser Verein im Coronajahr

Schweren Herzens musste im März das Greif-Seminar abgesagt werden, was angesichts des 20. Jubiläumsjahres besonders traurig gewesen ist.

Wir erinnern uns an die schöne Reihe von Puzzlen, die der Greif im Frühjahr des Jahres während des ersten Lockdowns veröffentlich hat. Wer die Reihe bisher nicht kannte oder sich noch einmal daran versuchen möchte, hier der Link zu den “Pommern-Puzzlen”.

Während der Sommermonate, als die Reisemöglichkeiten recht eingeschränkt waren, konnte man im Greif-Blog von zuhause aus an der “Reise durch Pommern” teilnehmen.

Der Greif hat eine Reihe von digitalen Forschungsmöglichkeiten rund um die Pommernforschung vorgestellt, die von daheim durchsucht werden können.

Ahnenforschung in Zeiten von Corona

Wie hat sich unsere Ahnenforschung in Zeiten von Corona verändert? Wir haben die Leser der Greif-Mailingliste gebeten, ihre Eindrücke zu schildern.

Hier die Antworten:

“Inzwischen bedrücken mich die Reisebeschränkungen. Seit März bestehen meine Reisen aus Chauffeur-Tätigkeiten zu Parkplätzen von Einkaufszentren und Hausmeistertätigkeiten bei Verwandten. Etwas Entlastung brachte eine Ahnenforschungs-Recherche-Fahrt von insgesamt 1050 km. Da hatte ich allerdings nur kurze Mundschutz-Kontakte an Tankstellen und Imbissbuden. Die Ausbeute war, Fotos von Gebäuden.

Ansonsten sind bei mir Recherche-Ergebnisse aufgelaufen. Deren Sichtung brachte andere Erkenntnisse. Jetzt nutze ich diese um Dossiers zu einzelnen Ahnen umschreiben. Außerdem überarbeite ich mein Buch über das Nazi-Leben nach dem zweiten Weltkrieg. Ärgerlich ist, dass die Recherche zu diesem Thema an drei Stellen stockt. Aus den Orten wurde mir mitgeteilt, dass ich nur etwas erreichen kann, wenn ich dort persönlich vorspreche, das geht jetzt aber nicht.

Das sowieso zähe Geschäft der Ahnenforschung erweist sich jedoch als coronaresistent.” (ws) 

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“Die schwere Zeit hat mir seeehr viel Zeit gegeben. Über das Mitmachprojekt habe ich verschiedene Links geschickt bekommen, die ich in den letzten Wochen abgearbeitet habe. Dabei geht es um die Erfassung von Heirats-/Sterbeurkunden in Excel. Zur Zeit warte ich auf eine Rückmeldung des Redakteurs des Sedina-Archivs, der mir wohl die Erfassung von Personen- und Ortsregister antragen wird. Wie das sinnvollerweise geht, wird er mir hoffentlich auch schreiben.” (ub) 

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“Mich hat die Coronakrise in Sachen Ahnenforschung nicht betroffen, da ich bisher die Forschung fast ausschließlich per Internet betrieben habe. Berufsbedingt hatte ich bisher keine Gelegenheit Archive vor Ort zu besuchen. Das wird sich hoffentlich ändern, wenn ich in Rente gehe.

Ich habe Zeit gehabt, die Kirchenbücher aus dem Raum um Stargard, Kreise Saatzig, Regenwalde, Naugard und Pyritz zu durchforsten. Dabei ist mir aufgefallen, dass sehr viele Familien in mehreren Kirchenbüchern zu finden sind. So ist z.B. eine Familie in Seefeld registriert, hat aber auch Geburten in den Nachbarkirchen zu verzeichnen, Cunow an der Straße und Saarow. Ich konnte hier einige Unklarheiten für mich beseitigen.

Ich muss sagen, Ahnenforschung ist und bleibt spannend.

Per Mail habe ich einige Kontakte neu aufbauen können, sowohl in Deutschland als auch in den USA. Hierüber werde ich zu gegebener Zeit im Blog näher und ausführlicher berichten.” (ch)

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“Ich habe 2 laufende Ortsfamilienbücher ‘säubern’ und erweitern können und ein neues angefangen.

Und ich digitalisiere so nach und nach meinen ganzen alten Genealogie-Papierkram. Außerdem bin ich dabei, für meine Schwiegersöhne deren Stammbäume zu erstellen, denn schließlich sind es ja meine Enkel, die davon profitieren ” (kc)

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“Ich nutze die Zeit, um vorhandene Indexierungen für den GreifX aufzubereiten. Mir ist aufgefallen, dass die westlichen Kreise bisher relativ schwach vertreten sind. Aber es gibt wahrscheinlich noch einige KB- und StA-Indexierungen, die von unseren Greif-Mitgliedern erstellt wurden, jetzt auf Festplatten schlummern und nur darauf warten, wieder geweckt zu werden. Ich weiß aber auch wie schwer sich viele damit tun, ihre in mühevoller und wochenlanger Arbeit erstellten Dateien an jemand weiter zu geben, den sie nicht persönlich kennen. Und das ist auch verständlich. Obwohl mein Name dem Vorstand und Beisitzern und sicher auch einigen Greif-Mitgliedern bekannt ist, bin ich den meisten Mitgliedern unbekannt. Darum mein Vorschlag an den Greif, noch einmal darauf hinzuweisen, dass möglicherweise vorhandene KB- und StA-Indexierungen für die Übernahme in unsere GreifX gesucht werden. Wenn die Leute dann noch lesen können, dass bei der erforderlichen Datenaufbereitung geholfen wird oder diese auch übernommen werden kann, fällt es ihnen vielleicht leichter, ihre Indexierungen weiterzugeben. [Hinweis siehe unten]

Zur Zeit bin ich dabei, die Indexierung des Kirchenbuches Beelitz (Kreis Pyritz) von 1669-1829 aufzuarbeiten. Es ist eine Gemeinschaftsarbeit, mein Cousin 4.Grades hat das schwer lesbare KB indexiert. Ich habe die Aufarbeitung der recht mageren Angaben im Kirchenbuch übernommen: Daten ordnen, sortieren, fehlende Angaben ergänzen, die Personen in ihren Familien einordnen. Das ist recht zeitaufwändig, aber es soll auch ein brauchbares Gesamtergebnis entstehen.” (jl)

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“Bei mir hat sich forschungstechnisch, abgesehen von den leider nicht machbaren Archivbesuchen in Polen, kaum etwas geändert. Neben einigen Erfassungen arbeite ich auch noch immer an einer neuen Rubrik auf unserer Homepage und erledige natürlich auch die hereinkommenden Anfragen zu Kolberg, also keine Klagen über Langeweile von meiner Seite. Unsere Kolberg-Facebook-Gruppe läuft auch recht gut und die regelmäßige Kommunikation dort ist wunderbar, das ist lebendig und macht Spaß. Ein Highlight sind die gelegentlichen Telefonate mit verschiedenen Forscherkollegen!” (mr)

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“Seit dem Frühjahr habe ich leider keinen Forscherkollegen mehr persönlich getroffen, mit einigen stehe ich aber per E-Mail in gutem, regelmäßgem Austausch. Ich nehme an Online-Treffen teil, die dank Corona erfreulicherweise jetzt häufig, und hoffentlich auch dauerhaft, angeboten werden. Ich finde es klasse, wenn Online-Vorträge/Webinare später bei YouTube online gestellt werden und ich sie dann, wenn ich Zeit habe, dort anschauen kann. Sehr enttäuscht war ich, dass keine meiner fest geplanten und bereits gebuchten genealogischen Veranstaltungen stattfinden konnte: Greif-Seminar in Greifswald, Genealogiebörse in Wildeshausen, AhnenforschBar in Frankfurt, Genealogentag in Donauwörth und RootsTech in London, alles abgesagt. Ab und an fahre ich ins Archiv, nach Voranmeldung, die Plätze sind knapp. Ich arbeite ohnehin viel zuhause per PC, hoffentlich werden in Zukunft noch mehr Möglichkeiten angeboten, in Digitalisaten zu recherchieren. Der Aufarbeitung meines genealogischen Materials müsste ich mehr Raum geben, die Vereinsarbeit nimmt jedoch recht viel Zeit in Anspruch, sie macht aber Spaß.” (kf)

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“Ich hatte mich eigentlich sehr auf das Greif-Seminar im Frühjahr gefreut. Neben den persönlichen Begegnungen verbinde ich die weite Anreise dann auch immer mit einem Besuch der alten Heimat. Und ich nutze dann natürlich die Zeit für weitere Recherche in den dortigen Archiven. Doch leider ist daraus nichts geworden und so hoffe ich auf ein Treffen im nächsten Jahr.

Aber wenn man der Coronazeit überhaupt irgendetwas Positives abgewinnen möchte, dann doch die Feststellung, dass unser Hobby Familienforschung absolut coronatauglich ist. Jedenfalls konnte ich die Zeit bisher gut nutzen, um die vielen über Jahre gesammelten Daten zu sichten, zu ordnen und in den Computer einzugeben. Auch meine Kontakte und der Austausch mit anderen Familienforschern hat erfreulich zugenommen. So wächst und gedeiht mein aktuelles OFB Projekt zum Nutzen Vieler. Leider konnte ich ein neues OFB-Projekt bisher nicht realisieren, weil die Kirchengemeinde es nicht unterstützt, was ich sehr schade finde.

Aber als langjährige Familienforscher haben wir gelernt, uns in Geduld zu üben bevor sich Erfolg einstellt und das wünsche ich uns allen weiterhin auch in diesen schwierigen Zeiten.” (nl)

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” Sehr viel hat sich bei der Familienforschung für mich nicht geändert. Vieles mache ich sowieso von zu Hause. Das war vor Corona so und ist nun auch nicht anders. Vielleicht bietet die Pandemie auch eine Chance. Neue Kommunikationswege etablieren sich. Videokonferenzen mit mehreren Teilnehmern sind nun Normalität. Wir als Greif haben bspw. im November eine VK für amerikanische Forscher abgehalten. Über 70 Teilnehmer! Mit toller Diskussion. Was ich aber vermisse: Das jährliche Greif-Seminar mit persönlichem Kontakt. Daher hoffe ich, dass die Situation im nächsten Jahr ein Präsenzveranstaltung erlaubt.” (db)

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“Also ich vermisse das Forschen im Archiv sehr. Andererseits bin ich froh, dass schon einige KB und Standesamtsunterlagen als Digitalisate online veröffentlicht sind, die helfen mir teilweise schon weiter.

Hauptsächlich widme ich mich aber meinen OFB’s, da bin ich noch lange nicht fertig und die Corona-Zeit “hilft”, mich darauf zu konzentrieren.

Außerdem bekomme ich viele Anfragen über meine Homepage und als Ansprechpartnerin für Greifswald. Es scheint, das doch einige die Corona-Zeit nutzen, um ihre Familienforschung zu betreiben.” (gn)

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Wie in vielen anderen Bereichen auch – hier ist zuallererst der Kulturbetrieb zu nennen – sind die mit der COVID-19 Pandemie erlassenen Maßnahmen der Bundesregierung, auch den Zugang zu Archiven und Bibliotheken zu beschränken, nur schwer verständlich. Können doch gerade dort, wo eine persönliche Anmeldung und Registrierung, eine Einzelplatzbeschränkung und ein respektvoller Umgang miteinander seit jeher an erster Stelle stehen, Hygienemaßnahmen wirksamst umgesetzt werden. Auch wenn Vergleichszahlen bisher nicht vorliegen, dürfte die Ansteckungsgefahr für Forschende in diesen Räumen gegen Null gehen.
Gleichwohl sehe ich hier auch für alle Interessierten eine große Chance. Sollte nämlich die bereits lange vor der Pandemie begonnene Digitalisierung und der freie Zugang von und zu Archivbeständen weiter vorangetrieben werden, vereinfacht dies auch enorm die Forschungsarbeit für die „Endverbraucher.“ Also für uns Familienforscher!
Persönlich treffen mich die Einschränkungen hingegen nicht sehr hart. Hat sich doch über die Jahre hinweg genug Material angesammelt das, zunächst einfach nur in Ordnern abgelegt, dringend der Aufarbeitung bedarf. Es wird vielen Forscherkollegen ähnlich gehen. Üben wir uns also in Geduld und nutzen die Zeit, um zu sortieren, zu bearbeiten und zu publizieren! (ab)

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Scheinbar nutzen viele Familienfoscher die Zeit zum Aufarbeiten vorhandenen Materials und für Recherche im Internet am heimischen PC. Nach dem Aufruf in der Greif-Mailingliste haben sich vieler derjenigen zu Wort gemeldet, die bereits auf die eine oder andere Weise im Verein aktiv sind – aber nicht nur. Es ist erfreulich, dass ein paar Ahnenforscher in diesen belastenden Zeiten zur ehrenamtlichen Mitarbeit im Verein (zurück-)gefunden haben oder sie intensivieren (Stichwort: Mitmachprojekte).

Wie hat sich die Ahnenforschung für Sie verändert? Wir freuen uns über Ihren Kommentar!

Bleiben Sie gesund!