Am späten Nachmittag des 27. April 2015 fand in der Aula der Universität auf Einladung des Ministers für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mathias Brodkorb (SPD) (http://de.wikipedia.org/wiki/Mathias_Brodkorb und http://www.zeit.de/2013/14/mathias-brodkorb-kultusminister) die 2. Diskussionsveranstaltung zur Zukunft der Heimatpflege in Mecklenburg-Vorpommern statt.

Greifswald Marktplatz
Greifswald Marktplatz , Bild via commons.wikimedia.org

Diese Veranstaltung war eine weiterer Versuch die Heimatpflege im Bundesland durch die Neugründung eines Dachverbandes wiederzubeleben. Nachdem bereits zwei Vorgänger, der 1990 gegründete Landesheimatverband MVP im Mai 2012 durch Insolvenz und der im Oktober 2013 gegründete Nachfolger durch Nichtbestätigung der Satzung durch das zuständige Amtsgericht, an diesem Vorhaben gescheitert waren, wurde nunmehr ein neuer Verband durch eine Initiative „von oben“ auf den Weg gebracht.
In einer 1. Diskussionsveranstaltung am 31. Januar wurde dazu durch das Ministerium ein neues Modell vorgestellt, das beinhaltete bei der Stiftung Mecklenburg eine Beratungs- und Koordinierungsstelle für die Niederdeutsche Sprache und die Heimatpflege für das ganze Land einzurichten. Vorsitzender des Stiftungsrates ist der Vorgänger Brodkorbs im Kultusministeramt Henry Tesch (CDU). Vorausgegangen war die Ausschreibung einer entsprechenden Stelle durch das Ministerium. Auf der Beratung im Januar stimmten die Teilnehmer diesem Vorschlag zu, mahnten aber gleichzeitig an, zu prüfen, ob die Stiftung den Namen der beiden historischen Landesteile tragen könne. Gleichzeitig wurde eine Arbeitsgruppe aus zehn Vertretern von Vereinen, der Stiftung Mecklenburg sowie des Kultusministeriums gebildet.
Das Ergebnis der Beratungen stellte Minister Brodkorb mit knappen Worten auf der 2. Diskussionsveranstaltung vor:
– Es wurde die Namenserweiterung der Stiftung Mecklenburg geprüft, was wegen nicht näher genannter Probleme in einer Abstimmung mit dem Justizministerium negativ beschieden wurde;
– Der Koordinierungsstelle werden aktuell ca. 450 Tsd. € zur Verfügung stehen;
– Es wird die Neugründung eines landesweit agierenden Dachverbandes angestrebt.

Anschließend stellte Prof. Dr. Horst Klinkmann, der bereits 2013 als Vorsitzender des Gründungskomitees für einen Dachverband fungiert hatte, den aktuellen Vorbereitungsstand vor: es wurde eine neue Satzung erarbeitet und rechtlich geprüft, der neue Dachverband soll den Namen „Heimatverband Mecklenburg-Vorpommern“ erhalten, die Gründungsversammlung ist für den 27.5.2015 vorgesehen, die 1. Mitgliederversammlung für den September diesen Jahres.
In der darauffolgenden Diskussion wurde von mehreren Rednern darauf hingewiesen, dass die Prüfung einer Umbenennung der Stiftung Mecklenburg weiterhin eine hohe Priorität besitzen sollte, um in der Öffentlichkeit klar deren landesweite Ausrichtung zu dokumentieren und die Identität mit der Heimat zu unterstreichen. Auf die Frage, ob die aktuell zur Verfügung stehenden Mittel dauerhaft festgeschrieben seien, antwortete der Minister ausweichend und verwies auf mögliche, nicht vorhersehbare politische Änderungen. Auf weitere Fragen, wie zur künftigen Geschäftsführung des Landesverbandes, zum konkreten Inhalt der Satzung, zur Ausgestaltung des Verhältnisses Stiftung/Landesverband, zur personellen Erweiterung des Stiftungsvorstands oder der Bildung eines Beirats wurde nicht Stellung genommen.
Vielmehr stellte der Minister mehrfach die suggestive Frage, ob durch neuerliche Diskussionen die dringend notwendigen Veränderungen nicht unnötig belastet würden. Letztendlich wandte er sich an die anwesenden Personen und bat um eine Meinungsbildung darüber, ob man den vorgesehenen Weg der Verbandsneugründung und der Verlagerung der Geschäftsführung und der Vergabe von Mitteln zur Stiftung Mecklenburg gehen wolle. Da dazu keine gegenteiligen Meinungen geäußert wurden, erklärte Minister Brodkorb das Ziel der Veranstaltung für erreicht und beendete diese. Durch das Gründungskomitee wurden die Anwesenden aufgefordert sich in eine Liste der Interessenten für eine Mitgliedschaft im neuen Landesheimatverband einzutragen.
In sich anschließenden kleineren Diskussionsrunden wurde jedoch mehrfach festgestellt, dass der gesamte Verlauf der Veranstaltung Unbehagen hinterlassen habe. So hatte man den Eindruck gewonnen, dass die Vorbereitung von Seiten des Ministeriums nicht ausreichend war und auf gestellte Fragen nicht geantwortet wurde. Dieser Umstand war bereits durch die kurzfristige Absage des vorgesehenen Termins am 21. März deutlich geworden. Man fragte sich, warum drei vorbereitete Computer-Präsentationen (ihre Themen waren vor Beginn der Veranstaltung auf der Leinwand für alle sichtbar) nicht zu einer ausführlichen Information der Teilnehmer genutzt wurden. Ich persönlich fühlte mich durch die Veranstaltung zwar besser informiert, aber das Gefühl, dass hier ein politisch ungeliebtes Thema mit einem Schnellschuss beendet werden sollte, konnte nicht beseitig werden.
Die Heimatforscher werden sicher ihre Arbeit weiterhin mit Erfolg fortsetzen, erhoffen sich von der Landesregierung die notwendigen finanziellen Rahmenbedingungen und die Schaffung der dazu notwendigen Infrastruktur. Jeder ist aufgerufen dabei aktiv mitzuwirken, indem er den neuen Landesverband für Heimatpflege tatkräftig unterstützt.
Prof. Dr. Hans-Dieter Wallschläger, 1. Vorsitzender „Pommerscher Greif e.V.“