Landesarchiv Greifswald
Landesarchiv Greifswald By Erell (Own work) [GFDL  or CC-BY-SA-3.0-2.5-2.0-1.0 ], via Wikimedia Commons
Die Ostseezeitung berichtete am 17. Januar , dass Außenstellen des Archivs in Greifswald aufgelöst würden und somit 4 von 8,5 km Akten nach Schwerin verlagert würden. Dr. Martin Schoebel, der frühere Leiter des Landesarchivs in Greifswald, ist seit 2012 Leiter des Landesarchivs Mecklenburg-Vorpommern und hat seinen Amtssitz also in Schwerin.

Schwerin war schon öfter wegen schlechter Bedingungen für Archivalien in der Presse, spektakulär der Fall der zerstörten Einbäume aus Stralsund, die es sogar zu der traurigen Ehre eines eigenen Wikipedia-Artikels brachten. Es ist also nur verständlich, dass in Leserbriefen und persönlichen Gesprächen immer wieder die Angst aufkommt, dass schlussendlich das Landesarchiv in Greifswald im Rahmen einer Zentralisierung der Mecklenburg-vorpommerschen Archivlandschaft auf der Strecke bleiben wird.  Zwar heißt es, es wären jetzt nur Nachkriegsdokumente aus dem Bezirk Rostock aus Greifswald nach Schwerin verlagert worden, andrerseits liest man aber auch dass die Mitarbeiterzahl der Archive insgesamt deutlich verringert werden muss.  Zudem kommt ein repräsentativer Neubau in Schwerin: Ein Architekturwettbewerb für den Neubau eines Depots für das Landesamt für Kultur- und Denkmalpflege in Schwerin ist entschieden, Baubeginn soll 2015 sein. Dieses neue Depot hat dann laut Schoebel Platz für 40 km Akten.

Joachim Wächter, der frühere Leiter des Landesarchivs Greifswald schreibt dazu in einem Leserbrief in der Ostseezeitung am 29.1.2012: ” Vorpommern braucht den Bau eines Landesarchivs. Keine Greifswalder Archivbestände sollten nach Schwerin kommen! Offensichtlich hat man bei der Planung neuer Archivbauten nur an Mecklenburg gedacht und Vorpommern vergessen. Unser Land besteht aber nach der Verfassung aus zwei Teilen. Diese Tatsache ist bisher sonst im wissenschaftlich-kulturellen Bereich durchaus berücksichtigt worden: Vorpommern hat in Greifswald eine eigene Universität, ein modernes Gebäude der Universitätsbibliothek und ein neu geschaffenes Landesmuseum. Nur ein dringend erforderliches neues Archivgebäude fehlt immer noch…. “

Da gerade für uns Pommernforscher das Landesarchiv Greifswald, auch wegen der Nähe zu Universität und seiner Bibliothek, eine zentrale Anlaufstelle ist, habe ich Herrn Dr. Schoebel um eine Stellungnahme gebeten. Er schreibt:

“Greifswald bleibt als Standort eines Landesarchivs erhalten…. Es wird in den nächsten zehn Jahren jedoch Veränderungen hinsichtlich der in Greifswald betreuten Bestände geben. Dies hängt mit der Entscheidung der Landesregierung zusammen, ein neues
zentrales Archivdepot in Schwerin zu bauen. Zugleich sollen dann die Außenstellen des Landesarchivs Greifswald (mit zur Zeit nicht benutzbaren Beständen) und des Landeshauptarchivs Schwerin aufgelöst werden. Unabhängig von meiner eigenen Sicht als Archivar und Landeshistoriker habe ich dann den Beschluss der Landesregierung
umzusetzen, die Überlieferung der DDR-Zeit seit 1952 und des Landes Mecklenburg-Vorpommern in dem neuen Depot zusammenzuführen. Doch noch befindet sich das Depot in der Planung und bis zu seiner Realisierung werden noch einige Jahre verstreichen. In diesem Jahr wollen wir einen kleineren Teil des bisher gesperrten
Archivguts (zumeist nach 1990 entstanden) aus Greifswald nach Schwerin verbringen. Hintergrund ist die Notwendigkeit, die Greifswalder Außenmagazine bereits vorzeitig aufzulösen (z.B. Kündigung durch den Vermieter). Durch dieses Vorgehen wird sich für den Benutzer zunächst nichts ändern……
Mit dem pommerschen Greif pflegt das Landesarchiv Greifswald seit vielen Jahren eine gute und fruchtbare Zusammenarbeit, und Mitarbeiter meines Hauses haben bereits mehrfach auf Veranstaltungen des Vereins referiert. Hieran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Soweit ich dies im Augenblick abzuschätzen vermag, sind die Befürchtungen der Vereinsmitglieder unbegründet. Sie werden auch in Zukunft in Greifswald die pommersche Überlieferung uneingeschränkt nutzen können.”

Ernst Moritz Arndt
Ernst Moritz Arndt, Namensgeber der Greifswalder Universität auf dem Rubenow-Denkmal By User:Axt (Own work) [Public domain], via Wikimedia Commons
Das hört sich ja erstmal positiv an und ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand wie Dr. Schoebel, der jahrelang das Archiv in Greifswald geleitet hat und sich Meriten um die pommersche Landesforschung erworben hat, den Standort Greifswald kampflos aufgeben wird.  Aber man wird diesen Prozess weiter kritisch beobachten müssen.

M.Ott