Auf Nachfrage an das Landesarchiv Greifwald habe ich folgende für Familienforscher interessante Informationen bekommen:

1. Gerichte in Stettin

In Stettin waren im Laufe der Geschichte eine Vielzahl von Gerichten ansässig. Im Landesarchiv Greifswald sind davon u. a. für die Zeit des 19. Jahrhunderts und bis um 1945 z. B. Akten des Stadtgerichtes Stettin, des Kreisgerichtes Stettin, des Amtsgerichtes Stettin, des Appellationsgerichtes Stettin, des Landgerichtes Stettin und des Oberlandesgerichtes Stettin in unterschiedlicher Anzahl überliefert.

Innerhalb dieser Archivbestände gibt es jedoch zum Teil sehr große Überlieferungslücken.

So gibt es z. B. im Aktenbestand des Landgerichtes Stettin eine große Anzahl von Scheidungsakten, allerdings nur für den Jahrgang 1944, weitere Ehescheidungen davor sind nur relativ wenige vorhanden und betreffen nur die 1930/40er Jahre.

Foto: Cornelius Wiesner (Chalco) – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Wikipedia

2. Personalaktenbestand “Reichsbahndirektion Stettin”

Zum Personalaktenbestand innerhalb des Bestandes „Reichsbahndirektion Stettin“ war schon einmal 2014 im Blog des Pommerschen Greif ein Beitrag erschienen.

Seit 2014 hat sich einiges getan, die Personalakten sind zwischenzeitlich endbearbeitet, so dass sich aktuell folgender Stand ergibt:

“Rep. 109 Reichsbahndirektion Stettin”, Personalakten der Reichsbahndirektion Stettin

Die Personalakten sind nur ein Teil der Gesamtüberlieferung an Akten der ehemaligen Reichsbahndirektion Stettin.

Zu den Akten folgendes: Es gibt zu jeder Akte eine Karteikarte (die sog. Findkartei) mit den Angaben zur Person, Geburtstag und -ort, Laufzeit, sowie in der Akte eventuell enthaltene Besonderheiten.

Insgesamt sind über 2000 Personalakten von Arbeitern (Schrankenwärter, Hilfsschaffner,
Wagenputzer, Bahnhofsarbeiter, Lokomotivheizer etc.) von Reichsbahndienststellen im Bereich der ehemaligen RbD Stettin bis zum Geburtsjahrgang 1912 (ab ca. 1870er – 1912, vereinzelt auch 1920er – 1930er Jahre) überliefert. Beamte und Angestellte sind nur wenige vorhanden.

Zeitlich gehen die Akten in der Regel bis 1945, umfassen also auch Dienstverpflichtungen in die im II. Weltkrieg besetzten Ost- und Westgebiete, weiter darin Personalbögen, Lebensläufe, mitunter Fotos, Arbeitsbücher und Militärpässe, Marschbefehle, Schulzeugnisse, Personenstandsurkunden und -angaben etc.

Neben sehr umfangreichen Akten, gibt es auch Akten, die nur ein Dokument (Einträge in der Arbeiterliste oder Lohnstamm-/Lohnprüfkarte) enthalten. Aber auch hier können bereits wertvolle Informationen enthalten sein. Unter den Akten gibt es auch einen nicht unerheblichen Anteil weibliches Personal, welches im 1. und 2. Weltkrieg eingestellt wurde, um die Männer zu ersetzen.

Aufgrund der frühen Geburtsjahrgänge sind die Akten in der Masse zur freien Benutzung. Allerdings muss, bezogen auf den Akteninhalt, hier immer eine Einzelfallprüfung vorgenommen werden.

Anfragen an das Landesarchiv Greifswald zu den Personalakten können aufgrund der leichten Zugänglichkeit mit wenig Aufwand kurzfristig beantwortet werden.


3. Grundbuchamt Stettin

Im Findhilfsmittel zu diesem Aktenbestand des Landesarchivs Greifswald ist jeweils der Grundbuchort, die Band und Blattnummer sowie der letzte eingetragene Eigentümer vor 1945 erfasst. Nach bestimmten Straßen und Hausnummern bzw. Gebäuden/Flurstücken oder sehr alten Eigentümern weit vor 1945 kann also nicht recherchiert werden.

Überliefert sind nur die sog. Handblätter aus den Grundakten! Dabei handelt es sich um behördliche Abschriften aus den Grundbüchern, die in den entsprechenden Grundakten eingelegt waren. Auch erhebt dieser im Landesarchiv Greifswald überlieferte Bestand keinesfalls einen Anspruch auf Vollständigkeit, da er nur ca. 2400 Akten umfasst.

In diesem Bestand sind auch vor allem 1939 in den Stadtkreis Stettin eingemeindete Orte aus umliegenden Kreisen vorhanden. Für nachfolgende Orte sind Grundbuchabschriften vorhanden: Friedensburg, Grabow, Güstow, Hohenzahden, Karow, Klein Reinkendorf, Klütz, Kolbitzow, Kreckow, Kurow, Laack, Leese, Mandelkow, Nemitz, Neuenkirchen, Neuhaus, Neutorney, Niederzahden, Podejuch, Pommerensdorfer Anlagen, Rosow, Scheune, Schillersdorf, Schmellenthin, Schöningen, Stettin, Stettin-Fort Preußen, Stettin-Neustadt, Stettin-Unterwieck, Stettin-Wiesen, Stolzenhagen, Sydowsaue, Warsow, Zabelsdorf, Züllchow.

Grundbücher können als Quelle für die Familienforschung genutzt werden, da sich Grundbesitz mitunter lange in Familieneigentum befand und vererbt wurde. Es finden sich dann in der Abteilung I (Eigentümer) mitunter die verwandten Voreigentümer, sofern nicht eine Grundbuchblattumschreibung erfolgte.

Eine Auskunft des Archivs, ob ein entsprechendes Grundbuch vorhanden ist, ist kostenfrei. Für nachfolgende Kopien, die Versendung von Dateien etc. werden Kosten erhoben, die jedoch zunächst vor einer endgültigen Auftragserteilung vorab mitgeteilt werden.

Zum Grundbuchamt des Kreises Greifenhagen siehe Infos im bereits oben genannten Blogbeitrag aus dem Jahr 2014.

Bei Anfragen teilen Sie bitte auch immer Ihre vollständige Anschrift und für Rückfragen/weiteren Kontakt eine Telefonnummer (möglichst Festnetz) und eine E-Mailadresse mit.

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