Ein Gastbeitrag von Gerhard Wöhner, 18059 Rostock

 

Der „Atlas der deutschen Volkskunde“ (AdV) stellt eine Umfrage dar, die von 1929-1935 in allen deutschsprachigen Ländern, darunter auch in Mecklenburg und Pommern durchgeführt wurde.

Sie umfasst Fragen zu vielen Bereichen der Volkskultur (243 Fragenkomplexe mit vielen Unterfragen). Die daraus hervorgegangenen Kulturdaten bilden insofern einen Querschnitt durch ältere, in der Vorkriegszeit noch erinnerbare Überlieferungen, wohingegen die Modernisierung der damaligen Alltagskultur kaum erfasst wurde.

In Mecklenburg wurden in die Befragung, die einen hohen Rücklauf erzielte, ca. 400 Schulorte, in der preußischen Provinz Pommern ca. 1000 Schulorte einbezogen. Für beide Länder liegen ca. 350.000 Antwortzettel vor, die im Wossidlo-Archiv aufbewahrt sind[1].

Diese 243 Fragenkomplexe zu allen Bereichen der Volkskultur wurden mit Hilfe eines Netzes von 37 Landesstellen erhoben. Die Pommersche Landesstelle wurde an der Universität Greifswald von Prof. Lutz Mackensen (1901-1992) gegründet, dem nach seinem Weggang nach Riga dessen ehemaliger Assistent Karl Kaiser (1906-1940) folgte[2].

Es ist das große Verdienst der mecklenburgischen Volkskundler, nach 1945 in der DDR die umfangreichen Unterlagen des AdV nicht nur von Mecklenburg, sondern auch aus der Provinz Pommern im Wossidlo-Archiv in Rostock gesichert und bewahrt zu haben.

Meine Nachforschungen galten nicht den Ergebnissen dieser Umfrage zum AdV, sondern den Lehrern, die überwiegend diese Umfragen in ihren Schulorten durchführten. Die Kontaktaufnahme zum Wossidlo-Archiv im Institut für Volkskunde an der Universität Rostock war sehr erfolgreich. Der Direktor des Archivs Dr. Christoph Schmitt gab mir alle mögliche Unterstützung, diese Karteikarten ausfindig zu machen, damit ich sie erfassen konnte.

Mir wurden fünf Karteikästen zur Verfügung gestellt, die ich in einem längeren Zeitraum in den Räumen des Archivs ablichten konnte. In den Karteikästen sind Karteikarten aus den Ländern Thüringen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg und Pommern enthalten.

Aus der Veröffentlichung „Atlas der deutschen Volkskunde, neue Folge“, herausgegeben von Mathias Zender[3], konnte ich die Jahreszahlen zu den einzelnen Karteikästen zuordnen.

Im Karteikasten 1930 mit den Fragen 1-49 sind keine Karteikarten aus Pommern enthalten.

Aus dem Karteikasten 1931 zu den Fragen 51-100, wurden 641 Karteikarten aus Pommern erfasst und in einer Excel Datei digitalisiert.

Aus dem Karteikasten 1932 zu den Fragen 101-150, wurden 771 Karteikarten aus Pommern erfasst und digitalisiert.

Aus dem Karteikasten 1933 zu den Fragen 151-200 wurden 985 Karteikarten aus Pommern erfasst.

1934 gab es insgesamt keine Befragungen.

Aus dem Karteikasten 1935 zu den Fragen 201-243, wurden 800 Karteikarten aus Pommern erfasst.

Insgesamt liegen nun 3.197 Personaldaten von überwiegend Lehrern aus Pommern vor.

Die erfassten Daten stimmen mit der genannten Anzahl der Daten im Sedina- Archiv, Heft 2 /2015 Seite 290[4] nicht mehr überein. Obwohl angekündigt, fehlen im Karteikasten 1932 insgesamt 350 Karteikarten.

Einige Bemerkungen zu den Karteikarten:

Die Karteikarten wurden handschriftlich von den Lehrern ausgefüllt. Es sind somit wertvolle Zeitdokumente. Sie werden teilweise nicht mehr vorhandene Kirchenbücher und auch Standesamtsregister mit den vorhandenen Personendaten ersetzen.

Die Karteikarten wurden vorwiegend in Sütterlin-Schrift geschrieben. Einige Karteikarten waren schwer zu entziffern, weil nicht immer mit Feder und Tinte, sondern mit einem harten Bleistift geschrieben wurde. Die Übersicht der Orte in der Provinz Pommern“ von Wikipedia und andere Literatur aus den pommerschen Kreisen wurde zu Hilfe genommen. Einige Karteikarten waren nicht lesbar und konnten nicht übertragen werden.

Überwiegend waren es Lehrer, die diese Befragungen durchführten. Bei anderen Personen wird in der Übertragung der Beruf genannt Ausgewählt zur Befragung wurden vorwiegend kleinere Dörfer- und Gemeinden. Hier war die Verbundenheit zu volkskundlichen Traditionen wohl besonders ausgeprägt.

Die Karteikarten wurden fortlaufend aus den Karteikästen abgelichtet. Die Darstellung nach Kreisen ist nicht immer gegeben.

In den Karteikarten wurden eingetragen: Name und Vorname, Geburtsort, Alter, Stand oder Beruf, Schulort, Wohnanschrift, Postalische Bezeichnung bzw., zuständiger Kreis, seit wann im Ort. Wichtig war die letzte Frage der Ortsansässigkeit, die als zuverlässige Größe für die Ortsverbundenheit des Lehrers galt.

Diese Daten werden von mir in eine Excel-Datei übertragen. Weitere Angaben in den Karteikarten wie die Anzahl der Einwohner im Ort, oder die Anzahl der Einwohner auf die verschiedenen Religionsbekenntnisse, werden in der Abschrift nicht berücksichtigt.

Personaldaten Lehrer Pommern 1931

Personaldaten Lehrer Pommern 1932

Personaldaten Lehrer Pommern 1933

Personaldaten Lehrer Pommern 1935

 

Quellen:

[1] Dr. Christian Schmitt, „Atlas der deutschen Volkskunde“, in Homepage des Wossidlo-Archivs, Institut für Volkskunde an der Universität Rostock.

[2] Dr. Christoph Schmitt, „Die Landesstelle des Atlas der deutschen Volkskunde in Mecklenburg 1929-1935“, in „Stier und Greif „Blätter zur Kultur- und Landesgeschichte in Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin, 2000, Seite 131-140.

[3] Atlas der deutschen Volkskunde, neue Folge, auf Grund der von 1929-1935 durchgeführten Sammlungen im Auftrag der Deutschen Forschungsgemeinschaft, hg. von Mathias Zender, Erläuterungen, Marburg, 1959, H.

[4] Gerhard Wöhner, „Personaldaten über pommersche Lehrer aus den Jahren 1931-1935“, in Sedina-Archiv, Familiengeschichtliche Mitteilungen Pommerns, „Pommerscher Greif e.V.“, Heft 2/2015, Seite 289-291.

 

3 Gedanken zu “Personaldaten über pommersche Lehrer aus den Jahren 1931-1935”

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