Am Samstag, den 01.10.2016, fand in Greifswald das erste Regionaltreffen Vorpommern des Pommerscher Greif statt. Ausgangspunkt waren Bestrebungen innerhalb des Vereins, Ortsgruppen mit regelmäßigen Regionaltreffen zu initiieren. Da in Greifswald bereits zwei Ahnenforscherstammtische durch die Vereinsmitglieder David Krüger und Danilo Beiersdorf in der Vergangenheit organisiert wurden, wurde das dritte Folgetreffen genutzt, um ein Regionaltreffen Vorpommern zu etablieren.

David Krüger und Danilo Beiersdorf
David Krüger und Danilo Beiersdorf

Der Einladung in den Seminarraum der Jugendherberge folgten insgesamt 20 Personen. Darunter auch viele nicht-Vereinsmitglieder. Im Vorfeld wurde das allgemeine Thema „Sekundärquellen“ für das Treffen vorgegeben. Hauptschwerpunkt des Abends sollten somit die nicht durchgehend bekannten Quellengattungen neben den Kirchenbücher und Standesamtsregistern sein.

Dank des tollen Engagements der Teilnehmenden, wurden mehrere Vorträge kurzfristig erarbeitet und präsentiert.

Den Abend leitete Herr Wilfried Krempien aus Schwerin ein. Der Titel seines Vortrages, „Kann Ahnenforschung auch bis in die Rechtsmedizin gehen?“, ließ bereits aufhorchen und faszinierte im weiteren Verlauf die überraschten Zuhörer.

Herr Krempien beschrieb in seinem Vortrag, welche Entdeckungen und ungewöhnlichen Wege bei der Ahnenforschung ihm persönlich begegnet sind. Die ursprüngliche Suche nach dem geflohenen schwedischen Grafen aus seiner Ahnenlinie, der zu seinen mecklenburgischen Verwandten flüchtete, führte derzeit nicht zum Erfolg. Bei der Suche nach diesem Grafen namens Spalding, der als Hutträger im Parlament von Stockholm saß und sein nacktes Leben im Russisch-Schwedischen Krieg zwischen den Hüten und Mützen (1741-1743) retten musste, stieß er unerwartet auf die weitere Ahnenlinie der „Kämmerer aus Güstrow“. Der Held in seinem Vortrag war Ferdinand Kämmerer (1784-1841), Prof. Dr. und zeitweilig Rektor der Universität in Rostock (ab 1816 bis zu seinem Tode 1841). Er hinterließ nicht nur seine Privatbibliothek, bestehend aus 18 00 Bänden der Universität, sondern ist uns heute als mumifizierter Leichnam im Landesinstitut der Rechtsmedizin in Potsdam erhalten geblieben und dient als Anschauungsmaterial für Studenten. Die Suche nach dem schwedischen Grafen, dessen adlige Vorfahren nachweislich aus dem Schottischen Königshaus stammen, wird im Reichsarchiv Stockholm z.Z. fortgesetzt.

Verschiedene Sekundärquellen
Verschiedene Sekundärquellen

Nach umfangreicher Diskussion des ersten Beitrages und einer ersten kleinen Pause, gingen David Krüger und Danilo Beiersdorf in ihren jeweiligen Kurzvorträgen auf einzelne Quellengattungen ein und unterstützten ihre Ausführungen mit jeweiligen Beispielen.

 

Diese waren den ganzen Abend auch für alle Teilnehmenden zugänglich ausgelegt.

David Krüger listete in seinem Vortrag verschiedene Sekundärquellen auf, die von Forschern bislang wenig genutzt worden sind. So existieren in den einigen Friedhofsverwaltungen sogenannte Beerdigungs-/ Totenbücher, in denen sämtliche Bestattungen, mitsamt der Grablage und teilweise auch den Erben, genannt worden sind. Von der Hansestadt Anklam existieren solche Beerdigungsbücher bereits ab 1884 und befinden sich bei der Friedhofsverwaltung. Eine weitere wichtige Quelle bieten die sogenannten Lastenausgleichsakten, welche ab 1952 im Zuge des Entschädigungsgesetzes zum Lastenausgleich angelegt worden sind. Jeder Flüchtling und auch jüdische Mitbürger konnten einen Anspruch bezüglich des verlorenen Besitzes geltend machen und eine Entschädigung fordern. Diese Akten wurden dann später von den jeweiligen Ämtern an das Lastenausgleichsarchiv Bayreuth gegeben. In den Akten befinden sich Informationen über den Antragssteller, Erben, Grundbesitz in Form von Haus, Grundstück, Inventar, Skizzen und sogar Fotografien sind teilweise erhalten.

Nachfolgend präsentierte Danilo Beiersdorf Forschungsmöglichkeiten anhand von Gemeindeseelenlisten und den „Entlassungslisten aus der preußischen Staatsbürgerschaft“, die unter Signatur Rep. 65 c Nr. 160 im Landesarchiv Greifswald verfügbar sind. Einen Teil des Vortrages widmete er einigen militärischen Quellen. Darunter die in den 1920er Jahren entstandenen Regimentschroniken des 1. Weltkrieges. Weiterhin wies er auf die noch relativ unbekannte Quelle der Lazarettkrankenbücher aus dem ehemaligen Krankenbuchlager Berlin hin, die im letzten Quartal 2015 an die DD-WAST abgegeben werden sollten. Diese Lazarettkrankenbücher sind nicht zu verwechseln mit den Einzelunterlagen/ Krankenakten für die Geburtsjahrgänge 1802-1899, die bereits jetzt im Militärarchiv in Freiburg lagern.

Im letzten Vortrag des Abends berichtete Dirk Alberti über die schwierige Suche nach seinem Ahnen Simon Alberti, Cantor von Idstein und Präzeptor am Idsteiner Gymnasium.

Vortrag von Dirk Alberti

Sekundärquellen und darin getätigte handschriftliche Anmerkungen aus dem Jahr 1966 in der Lassahn-Spruth Sammlung (1931) behaupten, dass Simon Alberti der 1625 in Grimmen geborene 3. Sohn des Bernhard Alberti, Probst in Grimmen, ist und 1647 an der Universität Greifswald immatrikuliert wurde.

Alle in den Folgejahren erstellten Sekundärquellen übernahmen diese Angaben, ohne, dass diese mit Primärquellen belegt worden sind.

Diese Angaben konnten trotz intensiver Suche bisher nicht betätigt werden. Die folgenden Fakten sind durch Primärquellen belegt:

  • Simon Alberti ist 27 Jahre alt als er 1652 in Idstein ankommt
  • zu diesem Zeitpunkt verheiratet, Familienname der Ehefrau unbekannt
  • 1652 als 3. Lehrer am Gymnasium von Idstein angestellt
  • 1656 wird er Cantor
  • 1673 heiratet er Anna Elisabeth Schmidt, drei Kinder werden geboren
  • sehr viele (alle) Alberti’s in Hessen; Rheinland Pfalz und den Niederlanden stammen von Simon Alberti ab

Damit bleiben für Herr Alberti bisher viele Fragen offen und er beendete seinen Vortrag mit den folgenden Fragen:

  • Kommt Simon Alberti aus Grimmen, Greifswald, Stettin, Pommern, Schweden, … ?
  • Welche Universität hat er besucht?
  • Hat er bereits als Lehrer oder Kantor in Greifswald oder Pommern gearbeitet?
  • Wo hat er seine erste Ehefrau geheiratet?
  • Gibt es im Suchzeitraum Beziehungen zwischen Greifswald und Idstein?
  • Wie waren die Lebensumstände in Greifswald und Umgebung im Jahr 1652?

Hinweise zur weiteren Recherche und zur Beantwortung der Fragen, werden dankbar entgegen genommen.

Die Zeit im Anschluss an die Vorträge wurde dann für Gespräche zwischen den Teilnehmenden genutzt um vertieft auf einzelne Quellengattungen einzugehen. Dabei sind viele neue Kontakte und sicherlich auch einige neue Forschungsansätze entstanden.

Insgesamt möchte ich ein positives Fazit ziehen. 20 Teilnehmer für das erste Regionaltreffen übertrafen die Erwartungen und der Seminarraum in der Jugendherberge, mit Präsentationstechnik und Internetzugang, bot optimale Bedingungen. Die vielen positiven Rückmeldungen bestärken unsere Absicht, weitere Regionaltreffen in Vorpommern zu organisieren. Über Anregungen und Verbesserungsvorschläge freuen wir uns sehr.

Danilo Beiersdorf und David Krüger

3 Gedanken zu “1. Regionaltreffen Vorpommern”

  • Hallo David und Danilo,
    auch ich möchte auf diesem Wege nochmals Danke sagen. Es war rundum gelungen, super Vorbereitung durch euch. DIe Gastvorträge waren ebenfalls sehr informativ. Für mich war es die erste Zusammenkunft in so einem Kreis. Macht weiter so.
    Norina

  • Hallo David und Danilo,
    die Nachlese möchte ich nutzen, um Euch nochmals Danke zu sagen für die prima Vorbereitung bezüglich der Räumlichkeiten, aber auch der Beiträge.
    Ein Dankeschön auch an die Gastvorträge, die ungemein beeindruckend und spannend waren.
    Es war ein rundum gelungenes Treffen. Die Teilnehmer waren aufgeschlossen, so daß alle gut miteinander in Kontakt kommen konnten.
    Bestimmt werden wir viele Teilnehmer beim nächsten Treffen wiedersehen.

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