Paraschin/Paraszyno, Kreis Lauenburg – Teil 2

Der Gutshof von Paraschin – eine Ergänzung zum Reisebericht vom Juli 2022, der an dieser Stelle in unserem Blog erschien.

Ein Beitrag von Dr. Barbara Becker

Nach der Reise in die Heimat meiner Vorfahren im Sommer 2022 hatte ich versucht, mehr über das Gut Paraschin/ Parascyno herauszufinden.
Das Landesamt für Denkmalschutz in Danzig erwies sich als die gesuchte Quelle. Auf meine Anfrage, ob es Pläne und Unterlagen zu dem Gutshof gäbe, bekam ich nach einem freundlichen Gespräch mit dem zuständigen Sachbearbeiter tatsächlich umfangreiche Pläne zugeschickt. Darin wird u.a. die bewegte Besitzergeschichte des Gutes beschrieben.

Abb. 1: Ansicht des Gutes

1. Die Besitzer von Paraschin/ Paraszyno

Zur Geschichte von Paraschin/ Paraszyno heißt es, dass der Ort erstmals 1437 Erwähnung fand.

1488 schenkte der pommersche Herzog Boguslaw X. das Dorf an Wawrzyniec Krokowski. Paraschin/ Paraszyno stand unter polnischem Recht und zahlte Steuern in Naturalien.1

Zwischen 1493 und 1601 war die Familie von Jeckel im Besitz von Paraschin. Wahrscheinlich wurden in dieser Zeit das Herrenhaus und die Nebengebäude errichtet. (mehr …)

Paraschin/Paraszyno, Kreis Lauenburg

Ein Beitrag von Dr. Barbara Becker

 

In der „Ausführlichen Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl.
Preußischen Herzogthums Vor- und Hinterpommern“ von Ludewig Wilhelm
Brüggemann aus dem Jahr 1784 ist Paraschin unter den adeligen Gütern des
Lauenburger Districts erwähnt.

„(65) Paraschin 2 Meilen von Lauenburg gegen Osten, an dem Lebafluße, hat 3 Vorwerke in dem Dorfe und auf der Feldmark deßelben die Vorwerke Strasznic und Porzecz oder Porsez genannt, 15 Feuerstellen, Fichten- Buchen- und Eichenholzungen und ist ein zu Dzincelitz eingepfarrtes Dorf, welches gegen Osten an Westpreußen gränzet. Die Besitzer desselben sind der Justizbürgermeister zu Putzig in Westpreußen, Franz Ludewig von Paraski, der Hauptmann bey dem von Woldeckschen Infanterieregimente, Johann Christoph von Bochen und Johann von Chmielinski.“ 1

Die Karte von 19121 zeigt die Lage: Mit einem „Zipfel“ ragt Hinterpommern in das westpreussische Gebiet hinein. An der Leba liegt das Gut Paraschin, umgeben von Wald.

Mein besonderes Interesse für diesen kleinen Ort, zu dem man im Internet kaum Hinweise bekommt, wurde geweckt, als ich herausfand, dass vor ca. 200 Jahren einer meiner Vorfahren – Carl Bartsch – „Jäger bei die Edelleute in Pommern“ war. So steht es in seinem Empfehlungsschreiben von „Hochwürden Krefft“ aus Lusin, der sich für ihn einsetzt, als es um die Besetzung der Lehrerstelle für die neu gegründete Schule in Pretoschin/Przetoczyn/(Westpreussen) geht. In den katholischen Kirchenbüchern von Lusin findet man Carl Bartsch als Vater mehrerer Kinder ab 1806. Sein Wohnort
ist Paraschin.

Im Juni 2022 habe ich mit meinem Mann eine Reise in dieses pommersch-westpreussische Gebiet gemacht. Wie ja schon bei Brüggemann zu lesen ist, gingen auch die Besitzverhältnisse über diese Grenzen hinweg. Es liegt nicht fern, dass der Justizbürgermeister von Putzig – Franz Ludewig von Paraski – der Namensgeber des Gutes/Dorfes gewesen sein kann.

Wir wollten dem Lebensumfeld von Carl Bartsch nachspüren, hatten die Vorstellung, an der Leba zu sitzen und die Landschaft zu sehen, in der er mit seiner Familie vor 200 Jahren gelebt hatte. Mehr hatten wir nicht erhofft zu finden.

Und so saßen wir an einem sonnigen Junitag wirklich am Ufer der Leba. Hier ist heute ein schöner Freizeitplatz mit Picknicktischen und einem Holzsteg angelegt, einem Einstiegspunkt für eine Paddeltour auf dem Fluss. Von einem kleinen Wehr, das ein Stück flussaufwärts gelegen ist, rauschte das Wasser. An diesem schönen Platz fiel es nicht schwer, sich das Leben in den vergangenen Jahrhunderten vorzustellen, in einer durch den Flusslauf geprägten Landschaft, die sich über die Zeit erhalten hat.

Nicht weit von hier gelangt man zu einer Abfahrt, die zu einigen Häusern führt. Man kreuzt in einem Waldstück die Leba, die hier über Steine plätschert, und nach wenigen hundert Metern tut sich ein freies Feld auf, umzäunt, und auf dem Gelände steht tatsächlich das alte Gutshaus Paraschin. Es ist bewohnt, wird von einem großen Hund bewacht, der mit lautem Gebell sein Terrain verteidigt, sobald man sich dem Tor nähert.

Vor dem Eingang zum Hauptgebäude sieht man eine Brunnenanlage mit verspielten Figuren. Zur Rechten abseits vom Haupthaus erhebt sich das Ständerwerk eines großen Fachwerkhauses. Folgt man dem Weg am Gutshof vorbei, kommt man zu einer Weide, auf der friedlich Pferde grasen. Die das verwunschen anmutende Gelände umgebenden riesigen alten Eichen und Linden standen wohl schon zu Zeiten meines Vorfahrens hier.

 

Wir sind ganz gefangen von dem Anblick und glücklich, hier unerwartet auf so viel Vergangenes und Schönes gestoßen zu sein.

An einem der folgenden Tage entdecken wir auf der S6 – etwa zwischen Sellnow/Strzebielino und Boschpol/Bozepole – einen Hinweis auf den Weg zum Gutshof, der in neuen Karten als restauriertes Gebäude verzeichnet ist.

Auf meine Anfrage bei der zuständigen Gemeindevorsteherin in Leczyce, ob es Unterlagen zu dem Gutshof gäbe und ob das Gut evt. besichtigt werden könne, wurde ich an das Landesamt für Denkmalschutz in Danzig verwiesen. In der Gemeinde war lediglich bekannt, dass sich der Gutshof heute in Privatbesitz befindet.

Vielleicht gibt es ja in Zukunft über das Danziger Landesamt weitere Informationen, die ich dann gerne weitergeben werde.

 

Quellen:

 

 

Reingelesen: Dem Gedächtnis meiner geliebten Frau

Reingelesen: Dem Gedächtnis meiner geliebten Frau Marie-Else von Diezelsky, geb. Gräfin Keyserlingk

Eine liebevolle Erinnerungen, geschrieben von Georg von Diezelsky, zu Ehren seiner im Mai 1939 in Gotendorf, Kreis Lauenburg verstorbenen Ehefrau.

Todesanzeige Marie-Else v. Diezelsky, Bildausschnitt aus dem Digitalisat

Der Autor lässt das Leben seiner Frau revue passieren, schreibt über ihre Kindheit, beschreibt ihren Charakter, erinnert an das gemeinsame Leben mit ihr, ihre Krankheit, ihre letzten Lebenswochen, endet mit ihrer die Beisetzung.

Leider sieht man solche persönlichen Gedenkschriften viel zu selten. Unser heutiger Beitrag aus der Reihe “Reingelesen” ist als Ermunterung gedacht, es dem Autor nachzutun.

Welcher Familienforscher hat Ähnliches schon einmal für einen Verwandten geschrieben?

Das Buch ist in der Digitalen Bibliothek MV veröffentlicht worden und hier online einsehbar.