Die Pommersche Provinzial-Straf- und Besserungsanstalt Naugard

Ein Beitrag von Karin Cox

 

Zufällig bin ich im Kirchenbuchportal Archion auf Digitalisate gestoßen, die mich sofort interessiert haben, die Kirchenbücher der Pommerschen Provinzial-Straf- und Besserungs-Anstalt Naugard.

Bildquelle: Digitale Bibliothek MV, Link zum Bild

Sie befinden sich im Bestand Norddeutschland/ Landeskirchliches Archiv der Evang.-Luth. Kirche/ Hinterpommern/ Naugard Strafanstalt. Darin:

Taufen 1820-1901, sie führen in frühen Jahren nur einige wenige Häftlingsgeburten auf.

Konfirmationen 1822-1889, dies hat nur ganz wenige Einträge und beinhaltet Beamtenkinder, ein paar wenige Häftlinge und Judentaufen. Es ist nicht klar warum einige Häftlinge dort konfirmiert wurden, ob diese vorher katholisch waren oder einfach nie eingesegnet wurden. Es steht auch nur der Name, kein Alter.

Trauungen 1820-1934 Beamte

Bestattungen  1820-1901 Beamte

Bestattungen 1821-1906 Gefangene (ganz selten findet man auch mal ein Beamtenkind oder Beamten in dieser Aufstellung).

Verurteilungen findet man von folgenden Gerichten: Belgard, Coeslin, Pasewalk, Stargard, Stolp, Stralsund, Anklam, Treptow/Rega, Greifenberg, Dramburg, Lauenburg, Naugard, Neustettin, Tempelburg. Es war also ein großes Einzugsgebiet.

In den ersten 20 Jahren der Aufzeichnungen lag der Frauenanteil bei ca. 20%, danach waren es immer weniger. Ab 1851 sind keine Frauen mehr in der Strafanstalt gestorben. Wurden die Frauen inzwischen woanders untergebracht?

Bei fast allen Einträgen wurde das Alter angegeben, in späteren Jahren dann speziell das Geburtsdatum. Ab und zu nur der Geburtsort oder Herkunft.

Bei wenigen Einträgen werden Angehörige genannt, z.B. Frau und Kinder. Bei manchen steht auch, dass z.B. der Vater oder Bruder ebenfalls in der Anstalt einsaßen.

Der jüngste Gefangene war gerade einmal 15 Jahre und 7 Monate alt als er starb, er saß ein wegen Körperverletzung. Der Ältester war 82 Jahre, verurteilt wegen Notzucht und Blutschande!

Ich habe alle Angaben erfasst, auch die Todesursachen, wenn sie genannt sind. Die häufigsten Todesursachen sind: Lungenentzündung, Wassersucht (Mangelernährung), Schwindsucht, Tuberkulose, auch etliche Selbstmorde durch Erhängen, sowie zwei durch Schädeltrauma, den Grund dafür kann man nur vermuten …

Ab 1835 wird meist das Delikt und die Zeit der Inhaftierung, sowie Dauer der Strafe, Todesursache angegeben. Diese Daten nehme ich in meiner eigenen Datenerfassung mit auf. Die häufigsten Delikte waren: Diebstahl, mit ca. 60% und viele Brandstiftungen (die Strafen waren nicht übermäßig, zuweilen nur 3 Jahre), Raub, Notzucht, Blutschande, Meineid. Bei einigen steht auch dabei, dass sie hohe Strafen haben, weil sie Wiederholungstäter waren, z. B. 8 x Diebstahl.

Bei Frauen saßen einige wegen vermuteter oder bestätigter Kindstötung oder verheimlichter Schwangerschaft und eine Entbindung, bei der eine Tötungsabsicht unterstellt wurde. So wurde es zuweilen auch angegeben.

Die Spanne des Strafmaßes war breit, auch für dieselben Delikte. Außer bei Kindstötung, dies war oft mit lebenslang belegt. Ansonsten haben Frauen wegen Diebstahl und eine wegen Giftmord eingesessen.

Es gibt auch bei Ancestry Digitalisate online, wo man Insassen dieser Strafanstalt findet:
Bestattungen, Kirchenbuch unter Naugard 1846-1874 (Bestand: Pommern, Kirchenbuchduplikate 1544-1883) und
Sterbefälle Standesamt unter Naugard, Kreis Naugard, Sterberegister (Bestand: Östliche Preußische Provinzen, Zivilstandsregister 1874-1945), hier gemischt mit Stadtbewohnern.

Ich habe dies nur zufällig gefunden, weil ich dort nach einigen Häftlingen geschaut, um so eventuell noch mehr Informationen zu finden. Wer also Zugang zu Ancestry hat, kann zumindest die finden, die zwischen 1845-1874 dort starben und dazu zumindest teilweise diejenigen, die in den Zivilstandsregistern erfasst wurden.

Bei FamilySearch habe ich keine Informationen gefunden oder ich habe dort diese Bücher noch nicht entdeckt.

Linktipp zur Strafanstalt:

Das Zuchthaus zu Naugard, Verein für pommersche Statistik, Stettin, 1852

Über Ergänzungen freue ich mich.

Karin Cox

 

 

 

Am Pommerschen Herd – Beilage zur „Demminer Zeitung“ 1914-1939, Teil 2

Am Pommerschen Herd – Beilage zur „Demminer Zeitung“ 1914-1939, Teil 2

Zwischen 1914-1939 erschien in regelmäßigen Abständen die Beilage zum „Demminer Tageblatt“. Wie bei der Heimatbeilage zur Jarmener Zeitung finden sich dort Beiträge zur Geschichte von Demmin, sowie zahlreiche Beiträge zum Kreis Demmin und den umliegenden Dörfern.

Ebenfalls nennenswert ist die Anzahl der zahlreichen Pommerschen Artikel zu den Nachbarkreisen, welche zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls hier veröffentlicht wird.

Nachfolgend finden Sie die verschiedenen Beiträge, welche nach Themen und Ortsnamen geordnet sind. Falls Sie Interesse an einem Beitrag haben, gebe ich gerne Auskunft. Ausgewertet wurde die Heimatbeilage im Zeitraum Nr. 1/1919 bis Nr. 52/1937 mit Schwerpunkt der Familien- und Ortsgeschichtlicher Beiträge. Ausgelassen wurden Romane, sowie weitere allgemeine Texte.

Ich verweise in diesem Zusammenhang auch noch einmal auf meinen Blog-Beitrag über die Heimatbeilage – Beilage zur „Jarmener Zeitung“ mit „Gützkower Zeitung“ 1931-1938

David Krüger
Ansprechpartner für den Altkreis Demmin beim Pommerscher Greif e.V.
E-Mail: kontakt@david-krueger.de

Fortsetzung des ersten Teils, Demmin und den Altkreis Demmin betreffend.

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Wrensch und Wrensch – verwandt oder nicht?

Ein Fallbeispiel von Dr. Klaus Kohrt

 

Wenn ich von meiner Familienforschung erzähle, dann mache ich das immer gerne in anschaulichen Fallbeispielen. Ich erzähle sozusagen eine Bildergeschichte.

Eines dieser Beispiele habe ich am 6. Juni 2019 beim Ahnenforscherstammtisch Unna im Rahmen einer Präsentation über die aktuellen Forschungsmöglichkeiten in Pommern vorgestellt.

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100 Jahre Kriegsende 1914 – 1918

Gefallene Soldaten und Denkmäler im Kreis Naugard in Hinterpommern

Collage unter Verwendung von “Feldpostkarte von Wilhelm Klug 1914” 

In diesen Tagen wird vielerorts an das Ende des Ersten Weltkrieges erinnert, das am 11. November vor genau 100 Jahre besiegelt wurde. Das Erinnern ist gerade in politisch unruhigen Zeiten wichtig, zeigt es doch, wie Millionen von Menschen umsonst auf den Schlachtfeldern Europas verbluteten. Die Denkmäler, die man für die getöteten Soldaten im Zuge eines wieder aufblühenden Nationalismus oder mit der Zielsetzung der Heroisierung mehrheitlich in den 20er Jahren des vorherigen Jahrhunderts errichtete, scheinen heute aber nicht mehr in eine Zeit zu passen, die im eigenen Land nur noch Frieden kennt.  Zudem kommt hinzu, dass sich an die Namen derer, die auf den Denkmälern stehen, fast niemand mehr erinnert. (mehr …)

Wir erforschen die Gegend Greifenberg Regenwalde Naugard

Wir erforschen die Gegend Greifenberg Regenwalde Naugard

Ein sehr schöner Reisebericht der anderen Art – mit Drohne und Motorrad auf den Spuren des Lebensweges von Oma Hedwig (* 1903 in Neu Düsterbeck, Orzesze) in den Kreisen Greifenberg, Regenwalde und Naugard. Ribbekardt – Rybokarty, Greifenberg – Gryfice und viele mehr

Alle Videos unter: https://www.youtube.com/results?search_query=%23pommerntour2018

https://www.youtube.com/watch?v=ZhGZPW2mXek

Städtepartnerschaft Naugard Nowogard Pomerode

Städtepartnerschaft Naugard Nowogard Pomerode
Städtepartnerschaft zwischen Naugard und Pomerode in Brasilien geplant

Artikel auf der homepage der Stadt Naugard vom 27.10.2018 (Übersetzung Christian Gustmann):

http://www.nowogard.pl/18-aktualnosci/5505-pierwsze-i-historyczne-spotkanie-burmistrza-roberta-czapli-z-burmistrzem-pomerode-ercio-kriek-w-sprawie-podpisania-umowy-partnerskiej-pomiedzy-naszymi-mistami

Übersetzung:
Vor mehr als einem Jahr wurde unsere Stadt von Michel Gustmann aus Pomerode in Brasilien besucht. Er ist ein Urenkel von Johann Friedrich Wilhelm Gustmann und seiner Ehefrau Dorothea Charlotte Emilie geb. Sauer, beide sind ehemalige Bewohner von Kniephof, Kreis Naugard. Michel Gustmann kam nach Naugard, weil er gerade an einer Familiengeschichte schreibt und dazu die Orte seiner Vorfahren besuchen wollte, die am 10. April 1860 auf dem Schiff Lord Brougham nach Brasilien auswanderten. Es war jedoch nicht die einzige Familie, die aus dem Kreis Naugard emigrierte. Viele Familien aus Jarchlin, Kniephof, Külz und Naugard sind damals ebenfalls emigriert. Für die Teilnehmer des Treffens, an dem auch der Bürgermeister Robert Czapla teilnahm, war diese Information eine große Überraschung. Am Ende dieses Treffens lud der Bürgermeister die Gäste aus Pomerode ein, den Bürgermeister von Pomerode zu treffen.Am 26. Oktober 2018 fand das erste und historische Treffen des Bürgermeisters von Naugard, Robert Czapla, mit dem Bürgermeister von Pomerode Ércio Kriek, der aus Brasilien kam, stattDer Bürgermeister (Prefeito) Pomerode übermittelte zu Beginn dem Bürgermeister Robert Czapla Grüße von der Familie Gustmann, die nach ihrer Rückkehr nach Brasilien ihre Eindrücke von einem Aufenthalt bei uns und von der herzlichen Aufnahme durch die Behörden von Naugard teilten. Das Gespräch fand in zwei Sprachen statt. Die Bürgermeister sprachen untereinander auf Englisch, aber in einer größeren Gruppe wurde deutsche Sprache verwendet, Szymon Pilipczuk war dabei Übersetzer. Die Unterhaltung dauerte über 2 Stunden. Es war eine Gelegenheit, sich kennenzulernen und die Städte und Regionen gegenseitig vorzustellen, die die beiden Bürgermeister repräsentieren. Der Bürgermeister von Pomerode Ércio Kriek wandte sich am Ende des Treffens an Bürgermeister Robert Czapla, dass der Zweck seines Besuches in Naugard der Wunsch sei, dauerhafte Beziehungen als Partnerstädte zu etablieren. Naugard und die Nachbardörfer sind die Orte, aus denen die Vorfahren der heutigen Pomerode-Bewohner stammen. Um ihre Wurzeln kennenzulernen haben sie nun in Zukunft die Möglichkeit, diese Region zu besuchen. Es würde sich lohnen, eine Kooperation und den Austausch in den Bereichen Kultur, Geschichte und Tourismus in Form von Partnerstädten umzusetzen.Es wurde vereinbart, dass Maßnahmen zur Unterzeichnung eines Partnerschaftsabkommens zwischen Naugard und Pomerode vorbereitet werden sollen. Traditionell wurden Souvenirs ausgetauscht, die beide Städte symbolisieren. Außerdem hat der Bürgermeister von Pomerode Ércio Kriek den Bürgermeister Robert Czapla zum Stadtfest von Pomerode vom 9. Bis 21. Januar eingeladenEine ähnliche Einladung wurde von unserem Bürgermeister am 30. April 2019 an den Bürgermeister von Pomerode ausgesprochen, Anlass ist die Gewährung von Stadtrechten am 30. April 1309, somit ist es der 710. Geburtstag von Naugard.
Als ich in Naugard war werde ich sagen, dass es mir sofort gefallen hat – sagte der Bürgermeister von Pomerode Ércio Kriek. – Naugard ist eine wunderschöne Stadt und Sie können sehen, dass es einen sehr guten Gastgeber hat. Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit und auf ein Treffen in Pomerode im Januar.

Erwähnenswert sind übrigens auch die weiteren europäischen Partnerstädte Naugards: Heide (Deutschland), Gützkow (Deutschland), Kävlinge (Schweden), Gornji Milanovac (Serbien) und Veles (Mazedonien). Pomerode wird damit die erste Partnerstadt außerhalb Europas sein. (Ps)

Bruchhausen und Friedrichswalde

Bruchhausen und Friedrichswalde

Wunder gibt es immer wieder.. Nicht nur, dass ein gebürtiger Stargarder aus Bielefeld 1933 dafür gesorgt hat, dass das Kirchenbuch von Pützerlin Kr. Saatzig durch einen neuen Einband vor dem völligen Verfall bewahrt wurde, nein, in diesem Buch, das gerade bei Archion veröffentlicht wurde, finden sich auch, wie uns eine Forscherin mitteilte, Teile von zwei anderen Kirchenbüchern, die bisher als verschollen galten:
Bruchhausen Krs. Saatzig ~ 24.06.1649-28.10.1652 und 1683-1744 oo 1646-1743 † 1646-1743
Friedrichswalde im benachbarten Kreis Naugard (ab S. 188 Archion) ~ 1699-1718 oo; † solllen teilweise im Bruchhausener Teil des KB erfolgt sein.

Bitte teilen Sie uns mit, wenn sie bei ihrer Suche auf solche Schätze stoßen: quellen@pommerscher-greif.de