Ein Haus in Pommern

Julia Henke und ihr Mann Eric haben auf der Webseite Globonauten schon viele Reiseberichte veröffentlicht. Diese Reise führte Julia Henke in die Heimat ihrer Vorfahren.

 

Ein Beitrag von Julia Henke

 

Wir sind bereits seit zwei Wochen in Polen unterwegs, haben prachtvolle, gekonnt restaurierte Städte und Burgen, endlose Ostseestrände und pilzgesprenkelte Wälder erlebt. Wir haben wunderbar gegessen und mit leckerem Bier auf unser Glück mit dem strahlend spätsommerlichen Wetter angestoßen. Während in den meisten Nachbarstaaten Deutschlands die Corona-Zahlen aus dem Ruder laufen, scheinen wir mit Polen genau die richtige Entscheidung getroffen zu haben, zumindest im September 2020.

Auch im Slowinski-Nationalpark haben wir alles richtig gemacht. Wir wohnen nicht im geschäftigen Leba am östlichen Rand des Parks, sondern im winzigen Smoldzino. Und wenn die Matratze nicht so durchgelegen und die Kissen nicht so hart gewesen wären, hätten wir in dem Ferienhäuschen Pod Jesionem das Paradies gefunden. Wir empfehlen es trotzdem!

Mit einer Tasse Kaffee gehe ich nach einer unruhigen Nacht auf die schöne Dachterrasse. Der Morgendunst liegt über dem Dörfchen und den Feldern in der Ferne. Der Nachbar ist auch schon wach, bemerkt aber nicht, dass ich ihm von meinem Ausguck in den Hof schauen kann. Ein kleines altes Gehöft, ganz sicher aus der Zeit als Smoldzino noch Schmolsin hieß. Ein einfaches Wohnhaus, ein winziger Stall, vor dem Hühner im Gras picken. Der Nachbar läuft langsam und gebückt, ein alter Mann, der seine Tiere versorgt und es sich irgendwann auf der mittlerweile sonnenbeschienenen Holzbank gemütlich macht. Nicht viel anders wird es vor 100 Jahren gewesen sein, als meine Urgroßeltern drei Stunden westlich von hier in einem kleinen Dörfchen bei Schivelbein ihren Lebensabend genießen wollten. Lass uns nach Pribslaff fahren, sage ich zu meinem Mann. (mehr …)