Das Land hat unterdessen im Kriege viel ausstehen müsse; sonst ist es ein gutes Land / das seine Einwohner wohl ernehren kann. Es gehöret aber zu den Pommerischen Speisen / die meistens geräuchert sind / auch ein Pommerischer Magen / oder sie müssen in einem Vehiculo von einem Stübgen alten Rhein-Weine eingenommen werden. Vor diesem glaubte man / daß die Schwarztwäldischen Bauern an dem einen Ende / und die Pommerischen am andern Ende von Deutschland / die allerschlimmsten wären.

Als auch Hertzog Bugislaus XIII. am Kayserlichen Hofe zu Praga war; so bat ihn Kayser Rudolphus II. er möchte ihm doch einmal einen recht groben Pommerincken zuschicken / weil er so viel von diesen Leuten gehöret hätte. Den Hertzog verdroß solches / durffte sichs doch nicht mercken lassen; so bald er aber nach Hause kam / so befahl er einen von seinen Hof Cavallieren / daß er sich etliche Monathe auf dem Lande aufhalten / und den Bauren ihre Sitten ablernen sollte. Wie er nun zugestutzet war / so gab ihm der Hertzog ein Recommendations-Schreiben an den Kayser / an dessen Hofe er die Person eines Pommerischen Bauers so gut praesentirte / als Roscius zu Rom. Den letzten Tag / als er die Hencker-Mahlzeit essen sollte / hatte er seine Sporen in das Tefel-Tuch verwickelt / und wie er auffstund / so warf er alle Schüsseln und alle Gläser über eine Hauffen. Da nun keine Dame an der Tafel war / die nicht ein Kleid darbey eingebüsset hatte; so verschworen sie sich zusammen / daß sie sich des folgenden Tages an dem Bauer rächen wolten.

Der Bauer aber kriegte des Nachts ein Kleid aus seinem Coffre heraus / das in Paris war gemachet worden / und als sie gantz frühe wie die Furien in sein Schlaff-Gemach kamen / und ihn mit Ruthen streichen wollten / weil er noch im Bette läge; siehe so stund ein Cavalier da / welcher vom Fusse bis auf den Kopf dermassen brillirte / daß sich alle Cavalliers am Kayserlichen Hofe vor ihm verkriechen musten. Hiemit hatte der Hertzog den Kayser genugsam zu verstehen gegeben / daß in Pommern auch galante Leute gefunden würden.

In: Hübner, Johann: Vollständige Geographie. 3. Von Böhmen, Oesterreich, Bayern, Francken, Schwaben, Ober-Rhein, Nieder-Rhein, Westphalen, Nieder-Sachsen und Ober-Sachsen. Neue und vermehrte Auflage. Buchner, Hamburg usw. 1735, S. 792-793. Zitierlink: http://digital.onb.ac.at/OnbViewer/viewer.faces?doc=ABO_%2BZ178441404

Danke an Charly Kreplin für diesen Fund. Bild: Ölgemälde von Herzog Bogislaw XIII. von Pommern, Kopie nach einer Vorlage im Alten Rathaus in Anklam, 1750 Bogislaw XIII. (* 9. August 1544; † 7. März 1606 in Stettin) war Herzog von Pommern.