Am 29. Juli fuhren wir dicht an der Neu-Lauenburg-Gruppe vorüber, rechts von uns tauchten die beiden Vulkane “Mutter” und “Tochter” auf. Wir steuerten auf die Küste der Blanche-Bucht zu, auf dem hohen Küstenrücken und unten am Strande verstreut heben sich ein paar weiße Häuser und wenige Läden aus dem regelmäßigen Grün der Kokospflanzungen hervor. Ein fauliger Geruch nach Schwefelwasserstoff macht sich bemerkbar. In langsamer Fahrt ging es nun zur Dampferbrücke Simpson-Hafen. Bei unserer Einfahrt in die Bucht kündigte man unsere Ankunft mit einem lauten “Sail ho” an, man bot uns Früchte und dergleichen zum Kauf an.

Während unseres Aufenthalts dort hatte ich Haustypen und Dorfbilder, Gruppen der Bevölkerung, Leute bei der Arbeit usw., Konstruktionen der Häuser und Gegenstände skizziert. Ich machte Kinematogramme von Tänzen und Arbeitsweisen, malte gelegentlich Portrait- oder Landschaftsstudien.

Das Baden ist hier nicht zu empfehlen. Auf die Frage: “Gibt es hier Haie?” bekamen wir nur die trockene Antwort: “Ja, und Krokodile auch.” Wir zogen es vor, die Badepausen etwas abzukürzen. Im weiteren Verlauf unserer Reise wurden wir aber leichtsinniger, das Bedürfnis nach einem Schwimmbad war doch zu groß. Wir haben sowohl vom Dampfer aus auf See gebadet, wie auch in den Flüssen, wo wir vorher im trüben Wasser Krokodile beobachtet hatten. Da, wo weder Haie noch Krokodile zu fürchten waren, attackierten fortwährend kleine Fische und Krebse unsere Beine.

Große Mühe machte es stets, die Boote über die Riffe zu bekommen. Sehr selten nur fanden sich schmale Kanäle, in denen wir die Fahrzeuge bis dicht an den Strand bringen konnten; meistens mußten wir uns vom Boot aus übers Riff tragen lassen oder zur geringen Freude des Schuhwerks und unserer Schienbeine zum Strande waten. Denn ging die Brandung hoch, so war es unmöglich, im Gischt Höhlen und Spalten des Riffes zu erkennen, und glitt man aus oder wurde von einer Welle umgerissen, gab es recht unangenehme Verletzungen.

Nachts erreichten wir Rügen-Hafen, wo wir anlegten und hofften, von den dortigen Arbeitern mehr über die Buschbewohner zu erfahren, doch man wusste von ihnen selber nichts. Wir dampften weiter, jetzt durch den 35 Kilometer breiten St. Georg-Kanal. Die Dörfer wurden nun immer häufiger und bald standen die Kokospalmen in einem ununterbrochenen Saume an der Küste. Kieloben am Strand liegende Boote verrieten uns die Nähe eines Dorfes, wir legten an. Als wir das Dorf erreichten, waren die Bewohner fortgelaufen, hatten sogar noch Zeit gefunden, ihre Häuser mit Brettern und Knütteln zu verrammeln.

Mit den üblichen Vorräten, dazu ein paar Kohlensäcke und großen Bottichen mit Süßwasser begaben wir uns in die wegen ihres dichten Riffgürtels kaum besuchte Stettiner-Bucht.

Vor uns lag nun noch eine Schiffsreise von etwa sechs Wochen, bis wir wieder am Bollwerk im heimischen Stettin stehen sollten.

Quelle: Eine Forschungsreise im Bismarck-Archipel. Mit einer Einführung von G. Thilenius, Hans Vogel, Hamburg, 1911, University of Toronto – Robarts Library Digitalisat via Internet Archive (Zusammenstellung kf)