Ob es die Rufnamen in einer “Fernsehfamilie” sind wie Sarafina, Jeremy Pascal, Lavinia, Calantha, Estefania und Loredana oder Kombinationen wie Chantal Schmitz und Kevin Meier, die Wahl der Vornamen ist immer Geschmackssache und auch der Mode unterworfen.
Schon Theodor Fontane schreibt in seinem “Stechlin”  : “Diese Worte – wie denn der Eltern Tun nur allzu häufig der Mißbilligung der Kinder begegnet – richteten sich in Wirklichkeit gegen seinen dreimal verheiratet gewesenen Vater, an dem er überhaupt allerlei Großes und Kleines auszusetzen hatte, so beispielsweise auch, daß man ihm, dem Sohne, den pommerschen Namen »Dubslav« beigelegt hatte. »Gewiß, meine Mutter war eine Pommersche, noch dazu von der Insel Usedom, und ihr Bruder, nun ja, der hieß Dubslav. Und so war denn gegen den Namen schon um des Onkels willen nicht viel einzuwenden, und um so weniger, als er ein Erbonkel war. (Daß er mich schließlich schändlich im Stich gelassen, ist eine Sache für sich.) Aber trotzdem bleib’ ich dabei, solche Namensmanscherei verwirrt bloß. Was ein Märkischer ist, der muß Joachim heißen oder Woldemar. Bleib im Lande und taufe dich redlich. Wer aus Friesack is, darf nicht Raoul heißen.”
In dem köstlichen Artikel “Versuch einiger Regeln bei der Benennung deutscher Kinder” (danke an Klaus Peter Kohlhas für den Hinweis)  aus dem Jahr 1782 empfiehlt der Autor Friedrich Ehrhart folgende Namen: “Gottlieb, Thurecht, Friedreich, Fleißmann, Ehregott, Wahrmund, Tugendfreund, Biedermann, Reinherz, Sittenhold, Winterjung, Lasterfeind, Freimännin, Keuschlebin, Stolzseindin, Glückmännin, Sommertochter, Frühlingskind, Edelherzin, Tugendbraut, Ehrentochter, Gartenkind, Treumädchen, Gottholdin”

Auch bei unseren Ahnen war die Vergabe der Rufnamen der Mode unterworfen. Die Vergabe von Vornamen in den Zeitströmungen zeigt der folgende Artikel von Hans Meyer, der die Taufnamen in Groß Schwirsen im Kreis Rummelsburg zwischen 1870 und 1930 untersucht und statistisch aufgearbeitet hat.
(Der hier eingestellte Artikel stammt aus “Das Bollwerk : Monatsschr. für Kultur u. Heimat in Pommern 1938 Heft 9 “)

Mir gefällt besonders die Schlussanektode:”Kommt ein Bauer zum Standesamt und meldet einen Sohn: “Friedrich Wilhelm und wi wille em Friedrich raupe”. Nach einem Jahr ist er wieder da, wieder ist es ein Sohn :”Friedrich Wilhelm, un wi wille em Wilhelm raupe” Und im nächsten Jahr ist er wieder Vater eines Jungen: “Friedrich Wilhelm, ower wi wille em Karl raupe”.
Einen wesentlich ausführlicheren Artikel über diese Untersuchungen finden sie unter dem Titel “Die Vornamen in einem ostpommerschen Kirchspiel 1670 – 1930” vom selben Autor in “Beiträge zur Volkskunde Pommerns”, Greifswald 1939 auf S. 152-166. Aus diesem Artikel stammt auch das folgende Bild, das die “Hitliste” der Vornamen zeigt. Wie schön, daß mit Anna auch im Jahr 2011 ein Mädchenname hierzulande unter den Top 5 ist, den es über all die Jahre schon immer gab. Und die Maria der Vergangenheit rufen wir jetzt Mia.  Aber die historischen Jungennamen spielen heute keine Rolle mehr.

Weitere Literaturhinweise finden sie unter Namenforschung auf  der Greif-Literatur-übersicht   oder  bei den Stolper Familienforschern: Namenkunde und Wörterbücher

 

Ein Gedanke zu “Vornamen im Wandel der Zeit”

Die Kommentarfunktion ist deaktiviert.